Erste Hilfe bei typischen Verletzungen im Herbst
Sicherlich haben Sie im Laufe Ihrer beruflichen Praxis bereits kleinere Notfälle und Verletzungen beim Kind erlebt. Solche Vorkommnisse lassen häufig wenig Zeit zum Überlegen, Nachdenken und Diskutieren. Sie sind gezwungen, sofort zu reagieren und die richtigen Maßnahmen einzuleiten.
Besonders im Herbst, wenn Sie mit den Kindern hauswirtschaftlich arbeiten oder Waldspaziergänge unternehmen, sind die Gefahren, dass Kinder sich verletzen, nicht zu unterschätzen.
Wie Sie im Notfall bei Verletzungen, die sich Kinder häufig im Herbst zuziehen, professionell reagieren, zeigen Ihnen die folgenden Tipps und Handlungsanleitungen. Allerdings sollten Sie sich vorher informieren, wie der Einsatz von Medikamenten in Ihrer Einrichtung bzw. in Ihrem Bundesland geregelt ist. Dies kann von Bundesland zu Bundesland variieren. Im Zweifel zählen immer die Angaben Ihres Trägers.
Wespenstiche
Führen Sie auf Ihren herbstlichen Spaziergängen und Ausflügen in Ihrer Notfalltasche immer eine kühlende Insektenstich-Salbe mit sich. Im Herbst kommt es immer wieder vor, dass Kinder von einer Wespe gestochen werden. Tragen Sie so schnell wie möglich diese Salbe auf den Wespenstich auf.
Alternativ zur kühlenden Salbe können Sie die Einstichstelle mit einer aufgeschnittenen rohen Zwiebel bestreichen.
Befindet sich die Einstichstelle im Mundbereich, besteht die Gefahr, dass die Atemwege des Kindes anschwellen. Verabreichen Sie dem Kind, so weit vorhanden, schnell ein kühles Getränk oder Eiswürfel zum Lutschen. Informieren oder suchen Sie sofort den Arzt auf.
So reagieren Sie bei allergischen Reaktionen
Rufen Sie sofort den Arzt, wenn das Kind nach dem Wespenstich eine allergische Reaktion zeigt. Eine solche Reaktion kann zu Atemnot, einem allergischen Schock bis hin zu Bewusstlosigkeit, Kreislauf- und Atemstillstand führen. Zeigt das Kind eine allergische Reaktion in Form von leichter Atemnot, können Sie die Wartezeit, bis der Arzt kommt, mildern, indem Sie dem Kind einen Eiswürfel zum Lutschen geben oder kalte Tücher oder Kühlpads um den Hals legen.
Erbrechen
Meist sind die Gründe dafür, dass ein Kind sich übergibt, harmlos: ein zu kaltes Getränk, ein übersäuerter Magen durch zu viel frisch gepresste Apfel oder Traubensäfte, wie sie sich zur herbstlichen Zeit anbieten. Herbstgemüse mit vielen blähenden Stoffen oder frisches Obst im Übermaß können bereits zu Magenverstimmungen beim Kindergartenkind führen.
Bei sensiblen Kindern kann auch ein aufregendes Erlebnis wie beispielsweise der Besuch auf dem Bauernhof oder die Kartoffelernte der Auslöser sein. Wenn Erbrechen von Fieber und Durchfall begleitet wird, könnte es sich um eine Magen-Darm-Infektion handeln. Gemeinsames Auftreten von Übelkeit und starken Unterbauchschmerzen könnte auf eine Blinddarmentzündung hindeuten. Erbrechen kann auch nach einem Sturz ein Anzeichen von Gehirnerschütterung sein.
Leiten Sie beim Erbrechen folgende Maßnahmen ein
Wenn ein Kind Ihrer Einrichtung sich übergibt, handeln Sie medizinisch immer einwandfrei, wenn Sie folgende Maßnahmen einleiten:
Schürf- oder Schnittwunden
Schürfwunden und Schnittwunden kommen bei Kindern verstärkt in der herbstlichen Jahreszeit vor. Beim Schneiden von Obst und Gemüse zur Vorbereitung Ihrer Erntedankfeier oder beim Waldspaziergang ziehen sich Kinder im Herbst häufig Schnitt- oder Schürfwunden zu. Reinigen und desinfizieren Sie diese Wunden gründlich.
Gehen Sie zunächst so vor, dass Sie die Wunde unter fließendem kaltem Wasser ausspülen und eine Baumwollkompresse auf die Wunde drücken, bis die Blutung gestillt ist. Desinfizieren Sie anschließend die Schnitt- oder Schürfwunde mit einem Desinfektionsspray speziell für Kinder, das in der Wunde nicht brennt.
Versorgen Sie nun die Wunde mit einem Pflaster oder einer geeigneten atmungsaktiven Wundabdeckung. Oberflächliche und kleinere Schürfwunden können nach der Wundreinigung gut an der Luft trocknen und heilen. Hält die Blutung an oder ist die Schnittwunde tief und klaffend, suchen Sie einen Arzt auf.
Atembeschwerden und Atemnot
Gründe für Atembeschwerden können 1. Erkältungen durch die kühleren Temperaturen in der herbstlichen Jahreszeit, aber auch Asthma, Krupphusten oder Lungenentzündung sein. Auch allergische Reaktionen bedingt durch Insekten- oder Wespenstiche oder vom Kind verschluckte Gegenstände können Ursache einer akuten Atemnot sein. Manche Kinder reagieren auch allergisch auf den Verzehr von Nüssen oder Zitrusfrüchten.
Diese Maßnahmen treffen Sie bei Atemnot
- Verständigen Sie bei schwerer Atemnot sofort den Notarzt und die Eltern.
- Hat das Kind eine Nuss oder Ähnliches verschluckt, klopfen Sie den Rücken des Kindes ab. Bessert sich die Atemnot nicht sehr schnell, informieren Sie ohne Zögern den Notarzt.
- Bei leichter Atemnot durch eine allergische Reaktion auf Grund eines Wespenstichs, Erkältung oder asthmatischer Beschwerden helfen feuchtwarme Wasserdämpfe dem Kind, wieder leichter zu atmen. Lassen Sie heißes Wasser laufen und setzen Sie sich mit dem Kind in die Nähe des Wasserdampfs.
- Auch kühle Luft wirkt lindernd bei Atemnot. Öffnen Sie die Kühlschranktüre und lassen Sie das Kind die kalte Luft einatmen.
- Reichen Sie dem Kind ein kühles Getränk, sobald sich die Atemnot wieder gelegt hat.
Bewusstlosigkeit
Reagiert ein Kind durch eine allergische Reaktion auf einen Wespenstich oder eine verschluckte Nuss nicht mehr auf Ansprache, kann es selbstständig die Augen nicht mehr öffnen und nicht mehr sprechen, ist das Kind bewusstlos. Bei älteren Kindern oder Jugendlichen gehen einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit meist Schwindel und Übelkeit voraus.
Eine so genannte ernsthafte Bewusstlosigkeit dauert länger als 1 Minute. Sie ist immer ein Alarmzeichen, bei dem Sie sofort reagieren müssen. Eine solche Bewusstlosigkeit kann durch Hirnhautentzündung, Diabetes, Stürze, epileptische Anfälle oder Medikamentenvergiftung ausgelöst werden.
Bei kurzzeitiger Bewusstlosigkeit handeln Sie so
Kurzzeitige Ohnmacht beim Kind dauert keine Minute an. Erlangt das Kind nach wenigen Sekunden das Bewusstsein wieder, besteht kein Anlass zu großer Sorge. Informieren Sie dennoch die Eltern des Kindes sofort, damit Sie einen Arzt aufsuchen können und ihm die kurzzeitige Bewusstlosigkeit ihres Kindes mitteilen. Der Arzt wird alle nötigen Untersuchungen in die Wege leiten.
- Legen Sie das Kind auf dem Boden auf den Rücken und lagern Sie seine Beine hoch.
- Hat sich das Kind an einer Nuss oder Ähnlichem verschluckt, legen Sie es nicht auf den Rücken, sondern bringen Sie es in die stabile Seitenlage.
- Klatschen Sie leicht auf beide Wangen des Kindes.
- Sprechen Sie mit dem Kind, rufen Sie seinen Namen.
- Lockern Sie die Kleidung und sorgen Sie für viel frische Luft.
- Überlegen Sie, welche wichtigen Informationen Sie den Eltern geben müssen, beispielsweise, wann und wo das Kind von einer Wespe gestochen wurde, nach welcher Zeit die allergische Reaktion einsetzte, wann das Kind das Bewusstsein wiedererlangte, wie lange die Ohnmacht insgesamt dauerte.
- Bitten Sie Ihre Kollegin, diese Informationen für die Eltern stichpunktartig schriftlich festzuhalten.
Reagieren Sie bei ernsthafter Bewusstlosigkeit so
Von ernsthafter Bewusstlosigkeit ist die Rede, wenn das Kind länger als 1 Minute nicht bei Bewusstsein ist. Verlieren Sie dann keine Zeit und leiten Sie die folgenden Maßnahmen ein:
Ziel dieser Tipps und Handlungsanweisungen ist es, Ihnen in Notfällen, wie sie tagtäglich in der herbstlichen Jahreszeit in Ihrer Kindertageseinrichtung vorkommen können, Sicherheit und Hilfestellung zu geben. Diese Ratschläge ergänzen Ihren Erste-Hilfe-Kurs am Kind; sie wollen jedoch nicht in Konkurrenz zu ihm treten und können diesen keinesfalls ersetzen.