4 Kriterien für die kindgerechte Gestaltung von Krippenräumen
Kinder brauchen Freiräume – auch im Sinne von Räumen an sich. Deshalb müssen Sie Ihre U3-Krippenräume so gestalten, dass sie der Entwicklung von Kindern unter 3 Jahren entsprechen. Das klingt erst einmal einfach, erfordert aber die Beachtung kleiner Details, die Sie bei größeren Kindern außer Acht lassen können.
Krippenräume gestalten für U3-Kinder
Richten Sie Gruppenräume für Kleinstkinder ein oder gestalten diese entsprechend um, müssen Sie zunächst die Bedürfnisse von Kindern unter 3 Jahren erfassen – dies ist Ihre 1. Gestaltungsgrundlage. Bedenken Sie etwa, dass diese Altersgruppe gerade erst beginnt, sich zu bewegen, und motorische Fähigkeiten gerade erst entwickelt und einübt.
Zudem müssen Sie, wenn Sie diese Krippenräume gestalten, im Hinterkopf haben, dass Kleinstkinder noch sehr stark darauf angewiesen sind, Dinge anzufassen, etwas auszuprobieren, sich umzuschauen und einen Überblick zu bekommen, um sich mit der Welt vertraut zu machen und zu lernen. Ihre neuen Räum sollten also unbedingt die Sinne der Kinder unter 3 Jahren ansprechen.
Praxistipp: Sind Sie sich nicht sicher, wie die Räume Ihrer Einrichtung aus Kindersicht wirken, übernehmen Sie einmal ihre Perspektive: Gehen Sie in die Hocke oder in den 4-Füßler-Stand und überlegen Sie von hier aus, ob die Krippenräume reizvoll und überschaubar gestaltet sind und Sie alles erreichen können.
4 Kriterien, mit denen Sie Krippenräume U3-gerecht gestalten
Auch Ihre kleinen Kita-/Krippenkinder sollten ihre Räume selbstständig und in ihrem eigenen Tempo erkunden können. Damit dies möglich ist, benötigen Sie geeignete Einrichtungsgegenstände und -elemente. Mit den folgende 4 Kriterien können Sie Ihre Krippenräume so gestalten, dass U3-Kinder sich hier wohlfühlen:
1. Ermöglichen Sie Bewegungsfreiheit
Kinder unter 3 Jahren lernen ihre Umwelt über Bewegung kennen – Erkunden, Neues entdecken und immer mehr Mobilität erlangen stehen hier also im Vordergrund und müssen entsprechend in das Raumkonzept einfließen, wenn Krippenräume neu gestaltet werden. Bedenken Sie zudem, dass Kinder, die noch nicht laufen können, ausreichend Platz zum Rollen und Krabbeln benötigen. Vor dem 1. Schritt steht in der Regel das selbstständige Hochziehen – wählen Sie daher unbedingt stabile, möglichst standfeste Möbel.
Sind die 1. Schritte getätigt, suchen Kinder Herausforderungen, um zu üben. Schiefe Ebenen, Wellen oder Bodenbeläge sind hier geeignete Hindernisse und sollten eingeplant werden, wenn Sie für diese Zielgruppe Krippenräume gestalten. Selbstverständlich sollten Sie Unfallgefahren und Verletzungsrisiken ausräumen – trauen Sie den Kindern aber auch zu, ihre eigenen Erfahrungen mit Hindernissen zu machen.
2. Schaffen Sie Rückzugsmöglichkeiten
Kinder unter 3 Jahren sind kleine Individualisten und benötigen auch einmal Raum und Zeit für sich allein. Zudem können sie nur für kurze Zeit auf Dinge konzentrieren und brauchen dann die Möglichkeit, sich auszuruhen und Erlebnisse zu verarbeiten. Planen Sie daher Rückzugsmöglichkeiten ein. Mittels Höhlen, Nischen und Kuschelnestern können Sie Ihre Krippenräume so gestalten, dass sie Geborgenheit und das vorgeburtliche Gefühl im Bauch der Mutter vermitteln. So haben die Kinder die Möglichkeit, sich auszuruhen oder ein Nickerchen zu machen und können danach in aller Ruhe entscheiden, ob und mit wem sie in Kontakt treten möchten.
3. Bieten Sie eine klare Gliederung an
Kinder müssen sich orientieren können, um sich sicher zu fühlen. Im Alltag sind dafür Rituale und geregelte Abläufe bestens geeignet, in den Räumlichkeiten Ihrer Einrichtung erfordert dies klar gegliederte Räume. Wenn Sie also neue Krippenräume gestalten, achten Sie darauf, dass sie auch Kleinstkindern einen guten Überblick erlauben und so Sicherheit vermitteln. Dazu sollte der Gruppenraum nicht zu voll gestellt werden und gut erreichbare Schränke mit einer festen Ordnung ihrer Inhalte besitzen. Dazu können Sie beispielsweise an jedes Regalfach ein Foto der Gegenstände anbringen, die hier hineingehören. Trennwände und rutschfeste Teppiche geben zusätzlich Struktur. Sind die Krippenräume derart gestaltet, gewinnt ein Kind schnell die Übersicht, erkennt selbst, was wo möglich ist, und bewegt sich schnell selbstständig im Raum.
4. Behalten Sie das Bindungsbedürfnis des Kindes im Blick
Auch wichtig, wenn Sie neue Krippenräume gestalten: Solange Kinder sich in Ihrer Einrichtung aufhalten, benötigen sie Sie als sichere Bezugsperson. Natürlich sind Sie selbst auch meistens im Gruppenraum unterwegs, trotzdem sollten Sie an einer zentralen Stelle einen festen Platz für sich einrichten. Von hier können Sie dann alles gut überblicken, vor allem aber können die Kinder jederzeit Blickkontakt zu Ihnen herstellen und sich vergewissern, dass Sie da sind – das gibt ihnen Sicherheit.
Praxistipp: U3-Krippenräume gestalten bezieht auch die Eltern mit ein: Ihr neuer Gruppenraum sollte auch für diese einen Platz beinhalten, etwa einen Sessel am Rand des Raumes, in dem sie verweilen und beobachten können. So fühlen sich die Eltern auch nach der Eingewöhnung in Ihrer Einrichtung willkommen – ein gutes Gefühl, das auch die Kinder wahrnehmen und ebenso positiv mit „ihrem“ Gruppenraum in Verbindung bringen. Und noch ein positiver Aspekt: Dürfen Eltern gelegentlich bleiben, können sie auch leichter gehen …
Übersicht: Raumgestaltungselemente und ihr Nutzen für Kita-/Krippenkinder
Raum für | Einrichtungselemente | So profitieren die Kinder davon |
Bewegung | – freie Flächen zum ungehinderten Rollen, Krabbeln und Laufen- schiefe Ebenen, Podeste, Treppen mit kindgerechtem Stufenabstand, Bodenwellen- feststehende Elemente zum Festhalten und Hochziehen | Durch diese Elemente kann ein Kind seine Bewegungen ohne fremde Hilfe ausprobieren, einüben und wird darin schließlich immer sicherer. |
Entspannung | – verschiedene Nischen und Höhlen zum Zurückziehen- Polsterecken und Sofas auf Kinderhöhe zum Entspannen und Schlafen- optisch abgetrennte Bereiche, z. B. durch Tücher oder halbtransparente Raumteiler, zum stillen Beobachten des Geschehens im Gruppenraum | Kinder können durch Rückzugsmöglichkeiten selbst entscheiden, wann sie beobachten und wann sie sich einbringen wollen. Außerdem kann ein Kind sich ungestört ausruhen und Eindrücke verarbeiten, wenn es das Bedürfnis dazu hat. |
Spielen, Forschen und Entdecken | – Gliederung des Raumes durch verschiedene Bodenbeläge, Trennschränke und -wände- für Kinder gut erreichbare Ordnungssysteme, in denen sich reizvolles Spielmaterial befindet- Freiflächen zum Transportieren von Gegenständen, für Rollenspiele usw.- verschiedene Ebenen, abgestimmt auf die Körpergröße der Kinder | Reizvolle Spielflächen ermöglichen es den Kindern, selbst auszuprobieren und ihre Umwelt zu erforschen. Dabei ermöglichen Gliederung und unterschiedliche Ebenen Orientierung und Perspektivenwechsel. |
Essen und Pflege | – fester, einladender Essplatz mit Tisch und Stühlen auf Höhe der Kinder- sicherer Wickelplatz mit der Möglichkeit, selbst über eine Treppe hochzusteigen oder im Stehen gewickelt zu werden | Essens- und Pflegerituale, die an einem ansprechenden, sicheren Ort stattfinden, vermitteln einem Kind Sicherheit, Geborgenheit und Orientierung. Durch die kindgerechte Höhe und die Möglichkeit des Hochsteigens bzw. selbstständigen Hinsetzens wird die Autonomie gefördert. |
Kontaktaufnahme | – runder Teppich als Sitzkreis- Ecken für Rollen- und Gemeinschaftsspiele- Erzieherinnenplatz, der von allen Seiten des Raumes zu sehen ist- eventuell Elternsessel | Das Kind kann durch diese Elemente selbst entscheiden, ob es für sich allein sein möchte oder den Kontakt zu anderen Kindern sucht. Die Möglichkeit des Blickkontakts zur Erzieherin oder zu einem Elternteil gibt dem Kind dazu die nötige Sicherheit. |