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Was heißt windelfrei? Der richtige Umgang mit den Ausscheidungsbedürfnissen eines Kindes

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Inhaltsverzeichnis

Windelfrei wird oft gleichgesetzt mit: Ein Baby bzw. Kleinkind trägt nie Windeln (Plastik-/ Stoffwindeln). Das stimmt jedoch nicht. Windelfrei bezeichnet das Verständnis für und den bewussten Umgang mit den Ausscheidungsbedürfnissen eines Babys / Kleinkindes.

Das Baby trägt manchmal häufiger eine Windel und manchmal eben gar nicht. Dies hängt davon ab, in welcher Phase sich das Kind befindet und wie gut das Abhalten gelingt.

Im folgenden Beitrag erfahren Sie, wie eine erfolgreiche Ausscheidungskommunikation abläuft, welche Signale es zu beachten gilt und wie sich Windelfreiheit vom Tröpfchentraining (Sauberkeitserziehung) unterscheidet.

Babyhygiene und Windelfrei – passt das zusammen?

Windelfrei bedeutet nicht automatisch: keine Windel. Es handelt sich um ein Konzept, dass Windeln nur gelegentlich und nach Bedarf zum Einsatz bringt. Versteht die Pflegeperson eines Kindes (Elternteil, Erzieherin o. Ä.) die Signale richtig, ist eine Windel häufig sogar gar nicht notwendig.

Erkennt man die körperlichen Bedürfnisse eines Kindes , kann man ihm durch die Windelfreiheit die Möglichkeit geben, sich an einem entsprechenden Ort, z. B. einem Töpfchen oder der Toilette, zu erleichtern. Die Säuglingspflege muss unter windelfreien Phasen also nicht leiden.

Es wird davon ausgegangen, dass es bereits in der Natur eines Babys liegt, sich selbst nicht beschmutzen zu wollen. In der Tat gibt es Kinder, die Windeln ungerne tragen. Windelfrei geht genau von diesem Grundgedanken aus: Babys und (Klein-)Kinder kommunizieren ihr Ausscheidungsbedürfnis. Wie sie das tun, erfahren Sie im folgenden Absatz.

Windelfrei dank erfolgreicher Ausscheidungskommunikation: Signale, Timing, Intuition & Co.

Der Fokus der Ausscheidungskommunikation liegt (wie der Begriff bereits verrät) in der Kommunikation über das eigene Ausscheidungsbedürfnis. Eltern oder Erzieher/innen können auf dieses Bedürfnis eines Säuglings eingehen, indem sie die Signale erkennen, das richtige Timing abpassen und auf ihre Intuition hören. Man kann ab der Geburt zu jedem beliebigen Zeitpunkt mit der Ausscheidungskommunikation beginnen. Dabei kann die Kommunikation durchgehend oder auch nur phasenweise angewandt werden.

Windelfrei: Das richtige Timing abpassen

Neugeborene urinieren etwa alle 15-2 Minuten. Je älter Babys werden, desto unregelmäßiger und und größer werden die Intervalle des Ausscheidens. Darüber hinaus gibt es sogenannte Standardsituationen, bspw. beim Wickeln oder beim Stillen, an denen man sich orientieren kann. Die Darmentleerung hingegen ist von Baby zu Baby unterschiedlich – sie folgt individuellen Mustern.

Babys kommunizieren ihr Ausscheidungsbedürfnis durch Signale

Grundsätzlich macht jedes Baby und Kleinkind deutlich, dass es mal muss. Die Signale variieren von Kind zu Kind: Manche Signale sind verbaler Natur und mancher nonverbaler.

  • Verbale Signale: Akustische Laute wie Weinen oder Schreien
  • Nonverbale Signale: Körpersprache, Mimik, Gestik

Mit zunehmendem Alter werden die Signale deutlicher und für Erwachsene verständlicher bis Kleinkinder letztendlich sprechen können und ggf. ein Wort wie “Pipi” nutzen, um ihr Bedürfnis zu kommunizieren.

Bei der Kommunikation zwischen Kind und Erwachsenem können sogenannte Schlüssellaute verwendet werden. Schlüssellaute wie “pssss” beim urinieren stellen Assoziation her, die dem Kind verständlich machen, dass sie sich am richtigen Ort befinden und erleichtern können.

Intuition als verlässliche Komponente der Ausscheidungskommunikation

Windelfrei fördert die Beziehung zwischen Eltern und Kind, da Eltern vermehrt auf ihr Bauchgefühl hören müssen. Wie genau diese Bindung bzw. das Gefühl der Eltern aussieht, kann man schlecht erklären. Es ist von Person zu Person unterschiedlich. Die Sensibilisierung seiner eigenen Intuition kann etwas dauern. Je früher sie mit der Ausscheidungskommunikation beginnen, desto eher lernen Sie das Verhalten und den Rhythmus des eigenen Kindes kennen.

Trockenwerden: Diese Entwicklungsschritte dienen als Orientierung

Alter des Kleinkindes:Entwicklungsschritte:
Im 1. LebensjahrDie Kleinkinder entleeren ihre Blase und den Darm noch willkürlich. Sie scheiden etwa 20-mal am Tag kleinere Harnmengen aus. In diesem Alter ist es auch normal, wenn die Kleinkinder mehrfach am Tag Verdauung haben.
Im 2. LebensjahrNun beginnen die Kleinkinder, ihre volle Blase zu spüren. Sie sind aber noch nicht in der Lage, diese zu kontrollieren. Kleinkinder äußern manchmal auch, dass sie Pipi gemacht haben oder die Windel voll ist. Sie können dieses aber noch nicht vorher sagen, sondern erst, wenn das Geschäft erledigt

ist.
Im 3. LebensjahrDie meisten Kleinkinder können in der Regel als Erstes die Ausscheidungen des Darms kontrollieren. Auch die Beherrschung der Blasenfunktion entwickelt sich in diesem Lebensjahr.

Die Kleinkinder können das Wasserlassen kurzfristig aufschieben – in der Regel zunächst tagsüber, später auch nachts.

Windelfrei im Kindergarten und in der Krippe

Es stellt sich nun die Frage, wie pädagogische Fachkräfte im Kindergarten oder in der Krippe die Kinder bestmöglich bei der Windelfreiheit und beim Trockenwerden unterstützen. Kein Kind kann zwingend beim Eintritt in den Kindergarten trocken sein, von daher ist der Gebrauch von Windeln im Kindergarten normal. Ein Töpfchenangebot in der Kita in Form von kleinen, niedrigen Toiletten ist ebenfalls üblich. Motivieren Sie die Kinder daher mal aufs Töpfchen zugehen. Häufig schauen sich Kinder gegenseitig auch Verhalten ab.

Windelfrei vs. Töpfchentraining: Das ist der Unterschied

Der prägnanteste Unterschied zwischen Windelfrei / der Ausscheidungskommunikation und einem Tröpfchentraining liegt, dass windelfrei nicht explizit trainiert wird. Windelfrei wird als unterstützende Begleitung des Kindes verstanden, während das Tröpfchentraining das aktive „aufs Töpfchen gehen“ trainiert.

Nach dem Windelfrei-Prinzip haben Babys und Kinder eine intrinsische Motivation trocken zu bleiben. Daher machen sie ihr Ausscheidungsbedürfnis bemerkbar. Die Pflegeperson (meist die Eltern) unterstützen das Kind dabei, trocken zu bleiben. Aber: Das selbstständige Trockenbleiben nicht das oberste Ziel. Wachsen Kinder durchgehend mit einer Windel auf, fordern sie i. d. R.

5 Tipps für eine gelungene Windelfreiheit

Hierauf müssen Sie achtenSo geht`s
1. Üben Sie keinen Druck auf das Kind aus.Achten Sie auf die intrinsische Motivation des Kleinkindes und greifen Sie das Interesse an dem Toilettengang auf.
2. Lassen Sie sich nicht von den Eltern unter Druck setzenEine gute Kita achtet auf die Bedürfnisse und den Entwicklungsstand

der Kleinkinder. Kommunizieren Sie dieses den Eltern und handeln Sie dementsprechend.
3. Schimpfen Sie nicht, wenn die Hose nass ist.Rückschritte gehören zu einer normalen Entwicklung dazu. Kein Kleinkind erlernt neue Fertigkeiten innerhalb eines Tages. Nehmen Sie Missgeschicke locker und machen Sie diese nicht zum Thema. Bitten Sie auch die Eltern, keine negativen Kommentare abzugeben, wenn sie wieder einen Berg nasser Wäsche mit nach Hause bekommen.
4. Akzeptieren Sie das Tempo des Kleinkindes.Auch wenn vor 50 Jahren schon im Alter von einem Jahr mit dem Töpfchentraining begonnen wurde: Heute wissen wir, dass dieses kein adäquates Erziehungsverhalten

ist und nicht zu dem gewünschten Effekt führt. Warten Sie geduldig ab, bis das Kleinkind die notwendige Reife hat, um seinen Harndrang vor dem Wasserlassen zu bemerken.
5. Unterstützen Sie die Entwicklung.Sie können den Entwicklungsschritt des Kleinkindes zur Windelfreiheit unterstützen, indem Sie seinem Interesse an der Toilette nachkommen, auch wenn es erst spielerisch ist und das Kleinkind nur auf der Toilette sitzt. Bieten Sie den Kleinkindern vor dem Wickeln an, die Toilette zu besuchen.