Warum lügen Kinder? So handeln Sie pädagogisch wertvoll

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Sprichwörter wie „Lügen haben kurze Beine!“ oder „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht!“ sollen eine abschreckende Wirkung erzielen. Doch dies funktioniert einfach nicht. Sicher ist es noch nicht lange her, dass auch Sie sich schmeichelhaft z. B. über eine unvorteilhafte Frisur geäußert haben. Bei Kindern sind Sätze wie „Ich habe überhaupt nichts gemacht!“ oder „Der hat angefangen!“ beliebt. Doch häufig sind sie gelogen. Aber warum lügen Kinder überhaupt? Wie Sie pädagogisch wertvoll handeln, erfahren Sie nachfolgend.

Was steckt hinter den Lügen in unterschiedlichen Altersstufen?

Je nach Alter gehen Kinder anders mit der Wahrheit um. Die nachfolgende Übersicht zeigt Ihnen die Formen der Unwahrheiten entsprechend dem Alter der Kinder.

3 Arten der Lügen und was dahintersteckt

Kinder müssen lernen, dass Lügen kein gutes Handeln und nicht zielführend ist. Ihre Aufgabe ist es, die versteckte Botschaft hinter jeder Lüge zu entschlüsseln. Dadurch können Sie angemessen reagieren, um in Zukunft zu vermeiden, dass Kinder „es nötig haben“ zu lügen.

1. Die Angeber-Lüge

„Ich kann schon längst Rad fahren, was glaubt ihr denn?“, lügt Tobias vor seinen Freunden. Er fühlt sich minderwertig und leidet an seinem geringen Selbstwertgefühl Aus dem gleichen Grund erzählt Ihnen Sebastian: „Ich bin mit der Achterbahn für Erwachsene gefahren!“ Möglicherweise fühlt er sich von Ihnen nicht ausreichend beachtet.

Die Kinder, die übertreiben und großtun, brauchen Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Verständnis. Klären Sie diese Lügen niemals vor anderen auf, um das Kind nicht zusätzlich zu beschämen.

So handeln Sie richtig: Geben Sie dem Kind viel und vor allem ehrliches Lob und Anerkennung. Erklären Sie dem Kind auch, dass Sie seine Lügen durchschauen und diese nicht akzeptieren. Versuchen Sie, dem Kind immer wieder durch Gespräch und viel Lob seine besonderen Fähigkeiten bewusst zu machen.

2. Die Vermeidungslüge

„Ich habe das Glas nicht umgestoßen, das war Rita!“, sagt Lea, um einer vermeintlichen Strafe zu entgehen. Genauso Martin: „Das Buch war schon vollgekritzelt!“ Wie haben Sie reagiert, als Lea das letzte Mal ein Missgeschick passiert ist? Vielleicht unwirsch und streng? Dann fürchtet Lea die Konsequenz zu Recht.

So handeln Sie richtig: Möglicherweise wurde Martin bei seinem letzten Streich vor der ganzen Gruppe ausgeschimpft und dadurch verletzt. Sie sollten Ihr Verhalten überdenken und möglicherweise ändern. Natürlich kann die Lüge auch aus Erfahrungen resultieren, die das Kind mit den Eltern gemacht hat. Dann hat es nichts mit Ihrem Verhalten zu tun.

Wichtig ist, dass die Ehrlichkeit weniger streng bestraft wird als die Lüge, z. B.: „Ich wünsche mir, dass das Kind, das dieses Bilderbuch vollgekritzelt hat, zu mir kommt und mir hilft, das alles wegzuradieren. Dann ist die Sache für mich erledigt.“

Wichtig! Haben Sie den Verdacht, dass ein Kind nicht die Wahrheit sagt, so sollten Sie das im 4-Augen-Gespräch äußern: „Ich glaube, dass du nicht ehrlich zu mir bist. Was ist der Grund dafür?“ Achten Sie auf ein vertrauensvolles Verhältnis zu dem Kind und investieren Sie viel Zeit darin, eine gute Beziehung zu jedem einzelnen Kind aufzubauen.

3. Die Höflichkeitslüge

Diese Form der Lüge schauen sich Kinder von den Erwachsenen ab. Die Mutter z. B. lobt das Essen vor der Oma und auf dem Nachhauseweg schimpft sie, wie ungenießbar alles war. Die Kinder glauben, dass Höflichkeits- oder Notlügen erlaubt sind, denn „Mama macht es ja auch so“.

So handeln Sie richtig: Sprechen Sie mit dem Kind auch über diese Form der Lüge. Erklären Sie, dass solche „Notlügen“ in seltenen Fällen erlaubt sind, um die Gefühle eines anderen nicht zu verletzen. Machen Sie aber deutlich, dass es trotzdem eine Lüge ist, die sie vermeiden sollten.

Wie reagieren Sie altersgerecht und pädagogisch richtig auf die Lügen der Kinder?

Ab ca. 3 Jahren: Ihre 1. Lüge erzählen Kinder etwa mit 3 Jahren. Dabei ist ihnen noch nicht bewusst, dass sie die Unwahrheit erzählen. Denn diese Art der Unwahrheit ist meist eine Form von Wunschdenken oder die Folge ihres „magischen Denkens“. Die Grenzen von Wahrheit, Fantasie und Spiel verschwimmen im kindlichen Bewusstsein noch.

Die Wahrheit steht natürlich auch in diesem Alter an 1. Stelle. Da Kinder in diesem Alter nicht bewusst lügen, dürfen Sie keinesfalls mit den Kindern „hart ins Gericht gehen“. Klären Sie die Situation, indem Sie die Wahrheit ansprechen oder versuchen, diese herauszufinden.

Ab ca. 5 Jahren: Die Kinder können sich nun in andere Menschen hineinversetzen und nehmen wahr, wenn ein anderer über etwas nicht im Bilde ist. Sie lernen (leider), dass es sich für sie auszahlen kann, wenn sie diesem etwas Falsches erzählen, z. B. weil sie damit einer Strafe entgehen.

Versuchen Sie, immer herauszufinden, warum ein Kind gelogen hat, denn Kinder lügen nicht, weil sie generell böse sind. Meistens haben sie Angst vor einer Konsequenz, oder es steckt ein unerfüllter Wunsch dahinter.