Schon Kleinkinder können anderen Menschen helfen – So fördern Sie dieses Verhalten aktiv

Inhaltsverzeichnis

Kleinkinder sind bereits ab dem 2. Lebensjahr in der Lage, anderen Menschen zu helfen. Helfen gehört wie Teilen und Trösten zu den prosozialen Verhaltensweisen. Diese lernen Kleinkinder durch Vorbilder. Ich zeige Ihnen, wie Sie dieses Verhalten bei Kleinkindern fördern und wie wichtig es ist, kulturelle Besonderheiten zu kennen, denn diese haben einen Einfluss darauf, warum Kleinkinder helfen.

Verhalten Sie sich vorbildlich

Kleinkinder lernen Werte wie Hilfsbereitschaft durch Ihr vorbildliches Verhalten.

Wenn Sie möchten, dass Kleinkinder hilfsbereit sind, zeigen Sie sich genauso hilfsbereit. Begleiten Sie das durch Sprache, denn so sensibilisieren Sie die Kleinkinder für die Situation. So lernen die Kleinkinder, wie man sich in einer Situation, in der jemand Unterstützung benötigt, angemessen verhält und was soziales Handeln bedeutet.

Lob und Anerkennung schenken

Loben Sie, wenn Kleinkinder anderen Menschen helfen. Hierzu gehören auch kleine Dinge, wie das Aufheben eines Gegenstandes, der heruntergefallen ist, oder die Hilfe beim Tischdecken. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass Kleinkinder wahrnehmen, wenn jemand Unterstützung benötigt, und diese von selbst anbieten. Verzichten Sie aber auf materielle Belohnungen, denn diese sind eher entwicklungshemmend.

Wahre Hilfsbereitschaft lässt sich nicht durch Strafen oder Schimpfen erzwingen. Verzichten Sie darauf, ein Kleinkind zu rügen, weil es nicht von sich aus geholfen hat. Loben Sie vielmehr die Kleinkinder, die sich prosozial verhalten haben. Manchmal reicht schon ein Satz wie: „Toll, dass du geholfen hast“, um Kleinkinder zu motivieren, sich beim nächsten Mal ebenso zu verhalten.

Beziehen Sie Kleinkinder beim Alltagsaktivitäten mit ein

  • Übertragen Sie den Kleinkindern überschaubare Aufgaben wie beim Tischdecken zu helfen oder einen Gegenstand der Kollegin zu überbringen. Solche Aufgaben haben einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von prosozialen Verhaltensweisen.
  • Fragen Sie direkt: „Kannst du mir bitte helfen?“ Loben Sie das Kleinkind für seine Unterstützung.
  • Sagen Sie nicht zu einem Kleinkind, das helfen möchte: „Das kannst du nicht“, oder „Dafür bist du noch viel zu klein“, sondern beziehen Sie die Kleinkinder mit ein, indem Sie ihnen kleine Aufgaben übertragen, die sie schon erledigen können, oder indem Sie gemeinsam etwas machen.

Kleinkindern helfen ist kulturell unterschiedlich

Dass wir anderen Menschen helfen, wird in allen Kulturen als wichtig erachtet. Das steht außer Frage. Dennoch sind die Art und Weise sowie der Hintergrund, warum wir Menschen helfen, zum Teil sehr unterschiedlich. Diese Tatsache sollen Sie immer im Hinterkopf haben. Sie wird Ihnen in manchen Situationen ein „Aha-Erlebnis“ bereiten. So wie in der folgenden Übersicht dargestellt, hat es einen großen Einfluss auf das Verhalten der Kleinkinder.

Diese kulturellen Unterschiede sollten Sie respektieren

Kultureller UnterschiedSo zeigt es sich z. B. im Alltag
In westlichen Kulturen nimmt die Autonomie des Kindes einen bedeutenden Stellenwert ein. Daher ist es uns wichtig, dass das Helfen aus freien Stücken geschieht und nicht aus einer gesellschaftlichen Verpflichtung herausFamilie Maier stammt aus Deutschland. Herr und Frau Maier erzählen im Elterngespräch, dass es ihnen in der Erziehung wichtig ist, dass ihre Tochter Lena möglichst selbstbestimmt aufwächst. Sie möchten, dass Lena lernt, anderen Menschen zu helfen. Dies soll aber aus freien Stücken geschehen und nicht aus Zwang oder durch Druck. Wenn Lena im Kita-Alltag bemerkt, dass ein Kleinkind Hilfe braucht und selbst beschäftigt ist, reagiert sie unterschiedlich. Manchmal wartet sie ab, ob eine andere Person hilft, und manchmal läuft sie sofort los, um dem Kind zu helfen.
In nicht westlichen Kulturen wird das Helfen durch die sozialen Strukturen bestimmt. Man ist quasi verpflichtet, einer sozial höher gestellten Person (z. B. aufgrund des Alters oder des Status) zu helfen und so seinen Gehorsam zu zeigen.Familie Mensah stammt aus Afrika. Die Eltern erklären im Elterngespräch, dass es ihnen wichtig ist, dass Samira Respekt und Wertschätzung gegenüber Erwachsenen zeigt und allen Menschen gegenüber stets hilfsbereit ist. Dies sind für sie wichtige Werte in der Erziehung, und sie bitten, darauf zu achten, dass Samira dies lernt. Sie merken im Gruppenalltag, dass Samira immer die Erste ist, die Ihnen hilft und dabei oftmals ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigt.

Respektieren Sie diese unterschiedlichen Erziehungswerte. Behalten Sie immer im Auge, dass viele Werte kulturspezifisch anders gelebt werden. Diese Unterschiede haben einen großen Einfluss auf das Erziehungsverhalten und dadurch auch auf das Verhalten der Kleinkinder. Fördern Sie das Verhalten der Kinder individuell.