Ein Kind sucht Aufmerksamkeit und das ständig? Das ist der Grund!
Kennen Sie das auch? Anna fällt durch ihr Verhalten in der Gruppe auf – und das jeden Tag. Im Gesprächskreis zappelt sie herum und verleitet andere Kinder zu Störungen. Bei Angeboten kann es passieren, dass sie einfach aufsteht und davonläuft. Feste Freundschaften hat sie keine. Die Erzieherinnen sind sich in der Beurteilung der Entwicklung von Anna unsicher, da sie selten ihre vollen Fähigkeiten zeigt.
Vielleicht kennen Sie ähnliche Fälle und haben sich schon des Öfteren gefragt, wie Sie diesen Kindern helfen können, eine andere Rolle einzunehmen. Mir haben immer die nachfolgenden 4 Schritte weitergeholfen. Denn die Frage lautet: „Warum verhält sich das Kind so?“
1. Schritt: Beobachten Sie das Kind
Ihre 1. und wichtigste Aufgabe ist es, auffällige Kinder genau zu beobachten! Fangen Sie nicht erst mit Ihrer Beobachtung an, wenn das Kind auffälliges Verhalten zeigt, sondern schon vorher. Nehmen Sie sich Zeit, das Kind über mehrere Tage in verschiedenen Situationen zu beobachten. Notieren Sie sich hierzu nur die reine Beschreibung der Situation und das Verhalten des Kindes.
Vorsicht: Vermeiden Sie Bewertungen und Wörter wie „oft, immer, nie“. Beispiel: Anstatt „Ich beobachte, dass Anna nun schon den ganzen Morgen im Zimmer herumkaspert, die Kinder ärgert und nie zur Ruhe findet“, schreiben Sie, was Sie konkret beobachten: „Seit 5 Minuten sitzt Anna unter dem Tisch, an dem 3 Kinder ein Tischspiel spielen. Sie hat in der Zeit 2 Kinder abwechselnd insgesamt 5-mal am Hosenbein gezogen.“
2. Schritt: Sprechen Sie über Ihre Beobachtungen
Betrachten Sie nach Ihren gesammelten Beobachtungen jede einzelne Verhaltens-und Situationsbeschreibung genau und sprechen Sie darüber auch mit anderen Kolleginnen. Vielleicht haben diese einen anderen Blick auf das Kind als Sie. Die Fragen in der Arbeitshilfe unterstützen Sie bei der Auswertung Ihrer Eindrücke:
3. Schritt: Überlegen Sie sich, wie Sie das Kind unterstützen können
Darauf aufbauend überlegen Sie gemeinsam mit Ihrer Kollegin, wie Sie das Kind unterstützen können. Beispielsweise, indem Sie mit Anna begleitend verbal Kontakt zu anderen Kindern aufzunehmen, um mit ihnen zu spielen. Setzen Sie unbedingt positive Verstärker ein.
4. Schritt: Beziehen Sie die Eltern mit ein
Es gibt Situationen, die Sie nicht alleine lösen können:
- Wenn das Verhalten des Kindes über einen längeren Zeitraum konstant ist und es sich trotz Ihrer Bemühungen nicht verändert.
- Wenn Sie den Eindruck haben, dass das Verhalten andere Ursachen als oben beschrieben hat.
- Wenn Sie sich gar nicht erklären können, woher das Verhalten kommen kann
Suchen Sie unbedingt das Gespräch mit den Eltern. Teilen Sie ihnen Ihre Beobachtungen aus dem Alltag mit – vergessen Sie dabei aber auch nicht zu erwähnen, was das Kind gut kann! Der Blick sollte nie allein auf den Defiziten liegen. Beginnen Sie unbedingt mit den positiven Eigenschaften und Fähigkeiten, um eine gute Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Dann kommen Sie auf die Probleme zu sprechen.
Überlegen Sie mit den Eltern, ob sie ähnliche Beobachtungen gemacht haben. Vielleicht liegt aber auch zu Hause eine ungeklärte oder schwierige Situation in der Familie vor, von der Sie nichts wissen, die aber das gesamte Verhalten des Kindes erklärt. Nach diesem Austausch überlegen Sie gemeinsam konkrete Schritte: Wie können Sie das Kind unterstützen? Die Möglichkeiten sind so individuell wie die Verhaltensweisen der Kinder.
Eine einzige richtige Lösung gibt es nicht. Aber ich wünsche Ihnen, dass Sie zusammen mit den Eltern den besten Weg für jedes Kind finden! Aufbauend auf Ihren Beobachtungen können Sie die Kinder gezielt aus der Aufmerksamkeitsfalle holen. Bieten Sie Ihnen schon vorab die notwendige Aufmerksamkeit oder Unterstützung. Schritt für Schritt werden Lernerfolge eintreten.
Arbeitshilfe mit Auswertungsfragen für Kinder, die viel Aufmerksamkeit suchen
Frage | Ihre mögliche Antwort |
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es eine konkrete Anforderung nicht erfüllen kann? | Ich habe beobachtet, dass sie bei Anforderungen anfängt Quatsch zu machen. |
es keine Freunde findet? | Sie nimmt Kontakt zu Kindern am Tisch auf, indem sie diese ärgert. |
es Angst vor Größeren hat? | Sie zeigt keine Ängste vor den größeren Kindern, die am Tisch ein Spiel spielen. |
es sich und seinen Fähigkeiten nichts zutraut? | Anna äußert oftmals, dass sie eine Aufgabe nicht erfüllen kann. |
es durch andere in diese Rolle gedrängt wird? | Wenn im Gruppenraum etwas kaputt gegangen ist, sagen einige Kinder sofort: „Anna war das.“ |
es nicht weiß, was Sie von ihm erwarten? | Durch Rückfragen vergewissere ich mich, dass Anna die Arbeitsaufträge verstanden hat. |
es meint, die Erwartungen der anderen erfüllen zu müssen? | Bei meinen Beobachtungen hat nichts darauf hingedeutet. |