Wichtiger als gute Noten – Wie Sie Freundschaften fördern und stärken
Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“ Dieses Zitat von dem Philosophen Seneca kennen Sie sicher. Auch Ihre Kita ist eine Bildungseinrichtung, in der die Kinder für das Leben lernen sollen. Natürlich gehören gute Noten dazu. Doch noch wichtiger ist es, im sozialen Miteinander zurechtzukommen. Das zeigt die sich wandelnde Berufswelt: Nur wer kommunizieren und verhandeln kann, wer seine Fähigkeiten und die der anderen kennt, ist wirklich gut für das Leben gerüstet.
Bindung als Voraussetzung für Freundschaften
Lena geht offen auf andere Kinder zu und fühlt sich auch fremden Situationen gewachsen. Lena zeigt sichere Bindungsmuster, weil sie sich angenommen und geliebt weiß. Die Grundlage dafür wurde in der Familie gelegt. Doch auch Sie können viel dafür tun, dass die Schulkinder in Ihrer Kita sichere Bindungen eingehen können. Die wichtigste Grundlage ist eine gute Beziehung zu den Kindern.
Das gelingt Ihnen, indem Sie
- dem Kind signalisieren, dass Sie es verstehen und verstehen wollen,
- authentisch sind,
- sich auf seine Ebene einlassen,
- individuelle Zeit mit dem Kind verbringen,
- viel, ehrlich und individuell loben,
- jedem Kind möglichst viel zutrauen und vertrauen,
- auf Meinungen und Gefühle des Kindes Rücksicht nehmen und
- viel miteinander lachen und dem Kind mit Humor begegnen.
So stärken Sie bei jedem Kind die Fähigkeit, Bindungen einzugehen, und gestalten eine sichere Basis für Freundschaften.
Abenteuer und Erlebnisse ermöglichen
Nichts schweißt Kinder so sehr zusammen wie gemeinsame Erlebnisse. Jede „Weißt du noch…? “-Geschichte zeigt das. Dazu kommt: Je vielfältiger die Angebote in Ihrer Kita sind, desto besser können die Kinder sich und ihre Fähigkeiten erleben: Aussagen wie „Was Maria sich getraut hat, hätte ich nicht gekonnt!“ zeigen das. Unternehmen Sie also möglichst viel mit den Kindern, und schaffen Sie erlebnisreiche Momente, z. B.
- eine Übernachtung im Zelt,
- eine Mutprobe im Dunkeln oder
- eine Zugfahrt, die die Kinder selbst planen und organisieren.
Neben der Förderung sozialer Fähigkeiten erleben die Kinder so, wie viel Freude es bereiten kann, gemeinsam mit anderen etwas zu erleben, was man sich alleine sicher nicht zugetraut hätte.
Falsche Freunde gibt es (fast) nicht
Michael kann sich gut beschäftigen, doch wenn er mit Tim zusammen ist, bricht regelmäßig Chaos aus. Was also, wenn sich das stille Kind ausgerechnet das wildeste zum Spielen aussucht und das angepasste sich das vorlauteste Kind zum Freund erwählt? Dann hält sich Ihre Begeisterung in Grenzen.
Dennoch ist genau diese Freundschaft für das Kind wichtig. Denn Kinder suchen sich ein Gegenüber, das sie bestaunen können und das sie anregt. Gemeinsam mit seinem Freund entdeck und erprobt Michael ganz neue Fähigkeiten – und Tim natürlich auch. Unterstützen Sie also auch Freundschaften, die Ihnen zunächst nicht förderlich erscheinen. Ausnahme ist natürlich, wenn Kinder gemeinsam gegen andere vorgehen.
Streit muss sein
Das kennen auch wir Erwachsene: Streit auszuhalten und konstruktiv zu lösen gehört wohl zum schwierigsten Teil einer Freundschaft. Deshalb brauchen die Kinder darin ein Übungsfeld, in dem sie von Ihnen begleitet werden, aber auch selbstständig Erfahrungen sammeln.
Wichtig ist, dass Sie
- nicht vorschnell eingreifen und den Kindern die Chance auf eigene Konfliktlösungen nehmen,
- den Konflikt bei Bedarf nicht für, sondern mit den Kindern lösen,
- die Gefühle, die beim Streit eine Rolle spielen, verdeutlichen,
- ein Versöhnungsritual festlegen, z. B. den Handschlag.
Akzeptieren Sie auch Streitlösungen der Kinder, die Ihnen nicht unbedingt als „pädagogisch wertvoll“ erscheinen.
Freundschaften der Kinder zu ermöglichen und zu stärken ist bei allem Notendruck keineswegs „von gestern“, sondern zentraler Bestandteil Ihrer modernen Bildungsarbeit.