Kinder, die alles besser wissen – so gehen Sie fair mit ihnen um
In jeder Kita gibt es Kinder, die zu allem und jedem ihren eigenen Kommentar geben. Unabhängig davon, ob der Erzieher oder ein anderes Kind etwas macht, kommt prompt der belehrende Kommentar des Kindes. Solche Kinder machen sich oft bei Erziehern und auch bei Kindern unbeliebt. Lesen Sie hier, wie Sie trotzdem fair und geduldig mit solchen Kindern umgehen können.
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Praxisbeispiel
Die 5-jährige Charlotte und der gleichaltrige Hugo gehen mit ihrer Kindergruppe im Wald spazieren. Hugo entdeckt Tierspuren im Schnee. Er ruft aufgeregt seine Erzieherin Lena Müller: „Lena! Lena! Schau, hier war ein Tier. Ich kann ganz deutlich seine Fußabdrücke sehen.“ Charlotte ist rasch zur Stelle. Sie geht auf die Erzieherin zu und kommentiert: „Das sind nicht einfach TIERSPUREN. Nein, das sieht man doch sofort, dass dies die Spuren eines Feldhasen sind. Ich finde, dass Hugo das in seinem Alter schon wissen sollte!“
So gehen Sie vor
Korrigieren, kommentieren, verbessern und belehren: Mit solchen Verhaltensweisen imitieren diese Kinder erlerntes Verhalten und wollen damit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Diese Kinder möchten durch ihr Verhalten im Mittelpunkt stehen. Sie bemerken häufig nicht, dass sie ihr ganzes Umfeld mit ihrem Verhalten nerven und bevormunden. Wenden Sie im Umgang mit besserwisserischen Kindern eine der folgenden Strategien an.
Strategie 1: Begegnen Sie dem Kind mit Gelassenheit
Zeigen Sie innere Größe, und reagieren Sie auf das Kind mit äußerster Gelassenheit. Stellen Sie das Kind mit seinen Äußerungen jedoch nicht in den Mittelpunkt. Denn dies würde das Verhalten des Kindes nur noch weiter verstärken. Handeln Sie nach der Devise: „Der Klügere gibt nach!“ Versuchen Sie, die Äußerungen zu ignorieren. Sagen Sie den anderen Kindern z. B.: „Schaut euch einmal genau die Spuren an, die Hugo entdeckt hat. Von welchem Tier können sie stammen? Was meint ihr? Habt ihr schon ein- mal solche Spuren gesehen?“
Tipp für Ihre Praxis: Wenn Sie das Besserwisser-Kind anstrengt, sollten Sie sich rasch beruhigen, z. B. indem Sie innerlich langsam von 10 rückwärts bis 0 zählen. Lächeln Sie das betroffene Kind an, und wenden Sie sich dann den anderen Kindern zu.
Sie können sich auch mit Hilfe einer Atemtechnik beruhigen. Atmen Sie ganz gezielt in tiefen Atemzügen ein und wieder aus. Zählen Sie bei jedem Ihrer Atemzüge bis 15.
Strategie 2: Sprechen Sie das Kind an
Wenn das Kind häufig verbessert, kommentiert und belehrt, sollten Sie es zur Seite nehmen und in einer ruhigen Minute mit ihm sprechen. Schildern Sie ihm offen die Situation, und spiegeln Sie ihm sein eigenes Verhalten. Sagen Sie auch, was sein Verhalten bei anderen Kindern bewirken könnte. Bitten Sie das Kind, weniger zu verbessern und zu belehren. Ein entsprechendes Gesprächsbeispiel sehen Sie in diesem Beitrag.
Strategie 3: Stellen Sie Fragen
Stellt das Kind Behauptungen auf, die nicht der Wahrheit entsprechen, sollten Sie einschreiten. Verbessern Sie das Kind jedoch nicht, sondern setzen Sie auf die Fragestrategie. Stellen Sie dem Kind gezielte Fragen zu seinen eigenen Ă„uĂźerungen, z. B.:
- „Woher weißt du das?“
- „Weißt du das genau?“
- „Woran kannst du das genau erkennen?“
- „Fällt dir dazu ein Beispiel ein?“
- „Hast du das schon einmal selbst ausprobiert?“
Beispiel: 
„Charlotte, du hast gerade gesagt, dass Hugo schon besser über Tierspuren Bescheid wissen müsste. Wie kommst du auf die Idee, dass Hugo schon besser Bescheid wissen müsste? Woher weißt du das? Was sollte Hugo denn schon besser wissen? Bist du denn wirklich ganz sicher, dass das Hasenspuren sind? Woran kannst du das genau erkennen? Ich würde gerne mit dir und Hugo gemeinsam einmal nachforschen, wie Hasenspuren genau aussehen.“
Muster: Gesprächsbeispiel, wenn Sie das besserwisserische Kind ansprechen möchten
Schilderung der Situation
„Charlotte, du hast heute andere Kinder schon oft verbessert. Mit fällt in der letzten Zeit auf, dass du dich so verhältst: Wenn Kinder etwas erzählen, sagst du gleich etwas dazu, oder du weist die Kinder darauf hin, dass es nicht richtig ist, was sie sagen.“
Benennen der möglichen Folgen
„Das kann die Kinder verletzen oder traurig machen. Ich bin mir aber sicher, dass du nicht möchtest, dass diese Kinder traurig sind.“
Handlungsaufforderung an das Kind
„Deshalb würde ich mir wünschen, dass du die Meinung der Kinder einfach so lässt, wie sie ist. Wenn Hugo Spuren im Schnee zeigt, solltest du ihm nicht sagen, dass er das eigentlich schon besser wissen müsste.“
Fazit
Kinder, die immer alles besser wissen, machen sich selbst das Leben schwer. Nutzen Sie die 3 Strategien, damit Sie und Ihre Mitarbeiter erst gar nicht in die Versuchung kommen, solche Kinder bloĂźzustellen oder unfair zu behandeln. Sprechen Sie die Situation auch immer wieder mit Ihren Mitarbeitern an. So wissen alle Erzieher, dass sie mit dieser herausfordernden Situation nicht allein dastehen.
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