Ausgrenzung unter Kindern: Tipps für Erzieher und Eltern

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Wenn Sie in der Kita beobachten, dass ein Kind aus der Gruppe immer wieder am Rande steht und nicht mitspielen darf, sollten Sie aufmerksam werden. Ausgrenzung unter Kindern passiert regelmäßig und ist für die betroffenen Kinder schwierig. Die Folgen und Schäden, insbesondere wenn es sich um Mobbing handelt, können ein Leben lang anhalten. Tipps für Erzieher und Eltern, wie sie mit Ausgrenzung unter Kindern umgehen können, gibt es zahlreiche. 

Definition: Was ist genau soziale Ausgrenzung?

Jemanden sozial auszugrenzen bedeutet, ihn nicht in eine bestehende Gruppe oder Gemeinschaft mit aufzunehmen. Der Mensch hat ein natürliches Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit. Eingebunden zu sein, trägt zum Wohlbefinden bei und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Werden Menschen ausgegrenzt, also nicht in die Gemeinschaft mit eingebunden, dann hat das starke Effekte, die sich in psychischen und auch körperlichen Folgen zeigen können. 

Schon im Kindesalter kann es zur sozialen Ausgrenzung kommen, wenn die Kinder in der Kita das erste Mal mit vielen fremden Kinder zusammenkommen und sich in Gruppen zusammenfinden. 

Ausgrenzung unter Kindern: Wie kommt es dazu?

Ausgrenzung unter Kindern kann verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten zählen:

Vorurteile: Vorurteile können sich schon früh ausbilden und werden oft von den Eltern übernommen. Kinder, die anders sind als der Durchschnitt, haben es ebenfalls häufig schwerer. Dabei spielt insbesondere das Aussehen eine große Rolle. Wer besonders klein oder besonders dick ist, eine dickere Brille trägt als die anderen oder aufgrund einer körperlichen Behinderung humpelt, hat es unter Kindern schwer. 

Introvertiertheit: Kinder, die auf Gleichaltrige offen zugehen, haben oftmals keine Probleme, Freundschaften zu knüpfen. Besonders für schüchterne, introvertierte Kinder ist es herausfordernd, sich in Gruppen zu integrieren, da sie sich häufig nicht von sich aus trauen, auf die Gruppe zuzugehen. Zudem verstehen andere Kinder eine solche Zurückhaltung schnell als Arroganz, weshalb es wichtig ist, dass sie mit ihrer Introvertiertheit offen umgehen. 

Unsoziales Verhalten: Ist jemand herrschsüchtig, egoistisch oder unzuverlässig, kann das ebenfalls dazu führen, dass er von der Gruppe ausgegrenzt wird. 

Konkurrenz: Starke Konkurrenz innerhalb einer Gruppe kann ebenfalls dazu führen, dass Personen ausgegrenzt werden. 

Ausgrenzung und Toleranz haben oftmals mit ungewohntem Verhalten, Aussehen oder Ähnlichem zu tun, was einige Kinder von anderen unterscheidet. Dennoch: Insbesondere im Kindesalter geschieht Ausgrenzung oft nicht mal zwingend systematisch, sondern eher zufällig. Kinder denken sich meist nichts dabei, wenn sie andere Kinder nicht mit einbeziehen. Geschieht dies aber öfter, kann das für die Außenseiter schwerwiegende Folgen haben.

Welche Kinder sind am meisten von Ausgrenzung betroffen? 

Kinder, die anders sind als der Durchschnitt, sind am meisten gefährdet, von anderen Kindern ausgegrenzt zu werden. Häufige Merkmale sind:

  • Migrationshintergrund
  • Kinder mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen
  • Kinder aus einkommensschwachen Haushalten

Doch nicht immer gibt es solche Merkmale und zum Teil erscheint die Ausgrenzung auch willkürlich. Die Auswirkungen schmälert das nicht. 

Wie wirkt sich die Ausgrenzung auf die betroffenen Kinder aus?

Soziale Ausgrenzung bleibt selten ohne Folgen und kann sich auf folgende Weise äußern:

  • Bauchschmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Ängstliches Verhalten
  • Das Kind ist häufig bedrückt oder sogar depressiv
  • Entwicklung einer Angststörung

Manche Kinder wandeln die Trauer darüber, der Außenseiter zu sein, auch in Wut um und sind aggressiv. Das liegt häufig daran, dass ihnen in jungen Jahren noch die Werkzeuge fehlen, sich anders auszudrücken. 

Stellen Sie als Eltern solche Symptome bei Ihrem Kind fest, sollten Sie das Gespräch mit den Erziehern suchen, um herauszufinden, ob es zu Ausgrenzung oder sogar Mobbing unter den Kita-Kindern kommt. 

Viele Kinder reagieren auf Ausgrenzung zunächst mit Rückzug. Die mangelnde Akzeptanz macht sie traurig und es beginnt ein Teufelskreis. Andere Kinder reagieren damit, dass sie sich verstellen, um trotzdem dazuzugehören. Das funktioniert nur bedingt und kann auf andere Weise unglücklich machen. 

Langfristig kann Ausgrenzung zu verschiedenen schwerwiegenden Problemen führen, die bis ins Erwachsenenalter anhalten können:

  • Angststörungen
  • Erhöhtes Stressempfinden
  • Mangelndes Selbstwertgefühl
  • Depressionsrisiko
  • Schlechtere Leistungsfähigkeit 
  • Aggressivität
  • Soziale Phobie 
  • Panikattacken

Wie können Erzieher mit Ausgrenzung in der Kita umgehen?

Die Aufgabe der Erzieher ist es, Ausgrenzung sowohl präventiv vorzubeugen als auch ihr entgegenzuwirken, wenn sie stattfindet. Kommt es zu Ausgrenzung unter Kindern, müssen Sie sowohl die ausgrenzenden Kinder als auch das ausgegrenzte Kind im Blick halten. Fragen Sie die Kinder, die ohne das andere Kind spielen, warum sie das Kind nicht mitspielen lassen:

  • Wie würdest du dich fühlen, wenn du nicht mitspielen dürftest?
  • Wie würdest du dich fühlen, weil dich ein anderes Kind nicht mag, nur weil du anders aussiehst/aus einem anderen Land kommst/eine körperliche Behinderung hast?

Versuchen Sie Empathie zu schaffen und dafür zu sorgen, dass sich die Kinder besser in das ausgegrenzte Kind hineinversetzen können.

Tipp: Das Ziel sollte nicht sein, dass das Kind nun aus Mitleid mitspielen darf. Vielmehr müssen Kinder verstehen, dass jeder Mensch anders ist und unterschiedliche Voraussetzungen und Fähigkeiten mitbringt, aber nicht minder wertvoll ist.

Dem ausgegrenzten Kind sollten Sie das Gefühl geben, dass Sie verstehen, warum es traurig ist. Helfen Sie ihm, seine Gefühle zu benennen.

Wichtig: Untersuchungen haben gezeigt, dass pädagogische Fachkräfte eher Mädchen beistehen als Jungen. Doch auch Jungs muss sich eingesetzt werden, damit es nicht zu Ausgrenzungen kommt – sie leiden genauso darunter wie Mädchen.

Ausgrenzung unter Kindern: 5 Tipps für Erzieher und Eltern im Kita-Alltag

Damit es erst gar nicht zur Ausgrenzung kommt, ist es wichtig, in der Kita ein Klima zu schaffen, das von Toleranz und Verständnis geprägt ist. Dabei helfen klare Regeln, die in der Kita gelten und die Sie als Erzieher vorleben:

  1. Die Meinung eines jeden Kindes wird gleichermaßen akzeptiert. 
  2. Nehmen Sie die Gefühle der Kinder ernst. 
  3. Versuchen Sie nicht, ein Kind durch Moralisieren umzustimmen. 
  4. Begegnen Sie Kindern auf Augenhöhe und mit wahrem Interesse. 
  5. Reden Sie mit Kindern ehrlich über Gefühle und Meinungen.

Wenn es Ihnen gelingt, eine offene und vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, dann kommt es auch nicht zur Ausgrenzung. Und falls doch, können Sie eingreifen und sich auf die Regeln berufen, dass in Ihrer Kita jedes Kind gleichermaßen akzeptiert wird.

Wichtig: Sprechen Sie auch mit den Eltern, wenn Sie Ausgrenzung bei einem Kind beobachten. Es liegt auch an Ihnen, den Kindern Selbstwertgefühl zu vermitteln und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gut sind, so wie sie sind.

Tipp: Seien Sie den Kindern ein Vorbild und gehen Sie ebenfalls tolerant und offen mit den anderen Erziehern und den anderen Kindern um. Kinder registrieren Ihr Verhalten und schauen es sich ab. Sprechen Sie selbst abfällig über einen Kollegen vor den Kindern oder grenzen jemanden aus, dann spüren das die anderen.

Fazit: Ausgrenzung unter Kindern vermeiden und Toleranz vorleben

Ausgrenzung unter Kindern kann Folgen haben, die sich das gesamte Leben lang in einer Angststörung, Depressionen oder einem mangelnden Selbstwertgefühl zeigen können. Umso wichtiger ist es daher, dass Erzieher in der Kita für ein Klima sorgen, in dem Toleranz und Offenheit vorherrschen. Kommt es dennoch zu Ausgrenzung, sollte das Thema offen angesprochen werden und für Empathie geworben werden. 

Generelle Kita-Regeln helfen außerdem, eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, in der sich alle Kinder geschätzt fühlen. Je besser Erzieher verstehen, aus welchen Gründen Ausgrenzung entstehen kann, desto sensibler werden sie für das Thema und verstehen besser, wie sie dagegen vorgehen können.