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Umgang mit stotternden Kindern: So reagieren Sie richtig

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Inhaltsverzeichnis

Sprechunflüssigkeiten und Stottern sind bei Kindern keine Seltenheit. Dennoch kann eine stotternde Sprechweise im Umfeld für Unsicherheiten sorgen. Daher ist es umso wichtiger, dass sich Pädagogen mit dieser Thematik auseinandersetzen. Erzieher in der Kita müssen nicht nur Hänseleien durch andere Kinder unterbinden. Essenziell ist es auch, das Selbstbewusstsein der stotternden Kinder zu stärken. Wie kann das gelingen und wann sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden?

Stottern: Hauptsymptome und Begleiterscheinungen

Stottern beschreibt das unfreiwillige Wiederholen von Silben oder Lauten. Neben den Wiederholungen zählen ebenso Dehnungen oder Blockierungen von Sprechbewegungen zu den Hauptsymptomen von Sprechunflüssigkeiten. Betroffene Kinder wissen genau, was sie sagen möchten. Eine störungsfreie Artikulation ist ihnen aufgrund von Stottern allerdings nicht möglich.

Häufig treten mit den Artikulationsschwierigkeiten auch andere Begleitsymptome auf. Manchmal kommt es zu Zuckungen oder dem Mitbewegen von Körperteilen. Auch Schweißausbrüche und Erröten zählen zu möglichen Begleiterscheinungen. Viele Kinder empfinden das Stottern als unangenehm. Daher kann es auch zum Vermeiden bestimmter Wörter oder Sprechsituationen kommen. Im schlimmsten Fall resultiert das in einer regelrechten Sprechangst.

Wichtig ist es immer, das Stottern von einer altersentsprechenden Sprechunsicherheit abzugrenzen. Wenn oben genannte Symptome allerdings länger als sechs Monate auftreten, ist es sinnvoll, einen Kinderarzt miteinzubeziehen. Denn nur dieser oder ein Logopäde kann feststellen, ob die Sprachentwicklung untypisch ist und ob es sich hier um ernstzunehmende Unflüssigkeiten oder Stottern handelt.

5 % der Kinder durchlaufen beim Heranwachsen eine Phase des Stotterns

Laut Zahlen der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e. V. (kurz: BVSS) durchlaufen fünf Prozent der Kinder während des Heranwachsens eine Phase des Stotterns. Von diesen verlieren sechzig bis achtzig Prozent die Sprechunsicherheit wieder. Untypische Dehnungen und Wiederholungen stellen sich also häufig wieder von selbst ein. Stellt eine Fachkraft im Kindergarten oben genannte Symptome bei einem Kind fest, ist also nicht gleich von einer chronischen Sprechstörung auszugehen. Sinnvoll ist es, die Entwicklung und das Stottern des Kindes längerfristig zu beobachten.

Unsicherheit beim Sprechen: Mögliche Gründe für Stottern

Welche Faktoren zur Entstehung des Stotterns beitragen, ist wissenschaftlich noch nicht vollends erforscht. Eine genetische Verankerung gilt als sehr wahrscheinlich. Treten diese genetischen Voraussetzungen zusammen mit bestimmten auslösenden Faktoren auf, ist es wahrscheinlich, dass sich eine Sprechstörung bemerkbar macht. Ursächlich kann auch eine unterschiedlich schnelle Entwicklung in kognitiven, sprachlichen, emotionalen und sprechmotorischen Teilfähigkeiten sein.

Ebenso können traumatische Ereignisse und Belastungssituationen der Grund für das Stottern sein. Hier kann der Dialog mit den Eltern Abhilfe schaffen, um mögliche Ursachen zu erforschen. Allerdings ist das Auftreten des Stotterns in vielen Fällen nicht auf Traumata zurückzuführen. Über die Auslöser lässt sich deshalb meist nur spekulieren.

Umgang mit stotternden Kindern: Sonderbehandlung vermeiden

Im Umgang mit einem Kind mit auffälliger Sprechweise sollte eine Gruppenleitung mit beispielhaftem Verhalten vorangehen. Dabei ist neben dem empfohlenen Vorgehen ebenso wichtig, welche Verhaltensweisen man nicht an den Tag legt. Folgendes sollten Pädagogen im Umgang mit stotternden Kindern unbedingt vermeiden:

  • Wörter und Sätze für das Kind beenden
  • Unterbrechung des Redeflusses
  • Ungeduld zeigen
  • Blickkontakt während des Stotterns abbrechen
  • Gutgemeinte Ratschläge wie: „Hol erst mal tief Luft!“

Solch ein Verhalten verunsichert das Kind zusätzlich. Es merkt, dass es eine andere Behandlung erfährt als die anderen Kindergartenkinder. Dieser empfundene Druck kann dazu führen, dass sich die Blockaden beim Sprechen sogar verschlechtern. Im schlimmsten Fall kann der falsche Umgang mit der Artikulationsschwierigkeit dazu führen, dass die Kleinen in bestimmten Situationen gar nicht mehr sprechen.

Zielführender Umgang mit Stottern: Geduld, Verständnis und Vertrauen

Doch für Pädagogen ist es nicht nur wichtig zu wissen, wie sie sich nicht verhalten sollten. Viel wichtiger ist es, den Fokus auf einen wertschätzenden Umgang zu legen. Geduld und Verständnis sind dabei die zwei wichtigsten Werte. Ein Kind sollte immer die Chance bekommen, seine Sätze selbst zu beenden. Denn nur wenn es ausreden kann, hat es das Gefühl, dass sein Redebeitrag wertgeschätzt wird.

Ein Erzieher sollte dabei auch darauf achten, den Blickkontakt aufrecht zu halten. Selbstverständlich sollte man die Heranwachsenden nicht anstarren. Optimal ist hier eine Kombination aus einem aufmunternden Lächeln und einem ehrlichen Interesse an dem, was das Kind zu sagen hat.

Für die Kleinen ist es eine wichtig zu erfahren, dass das, was sie zu sagen haben, zählt. Deshalb sollten pädagogische Fachkräfte vornehmlich auf den Inhalt des Gesagten achten. Die Art und Weise des Sprechens ist in diesem Zusammenhang eher zu vernachlässigen.

Vor allem, wenn das Kind sich in einer schwierigen Situation dazu entscheidet zu sprechen, sollte es Anerkennung für seinen Mut erhalten. Dabei ist es allerdings wichtig, den schmalen Grat zwischen Wertschätzung und Sonderbehandlung zu erkennen. Daher sollten beispielsweise auch nicht-stotternde Kinder, die sich entscheiden, vor einer größeren Gruppe zu sprechen, für ihren Beitrag gelobt werden.

Mobbing vermeiden: Unverfängliches Thematisieren des Stotterns

Die größte Herausforderung für ein Kind, das stottert, ist meist die Hänselei durch andere Gruppenmitglieder. Die Kleinen sind oft noch nicht damit vertraut, welche Gründe hinter einer Sprachstörung stecken können. Daher ziehen sie oft den Schluss, dass Stotternde nicht so intelligent seien.

Ablehnende Reaktionen gegenüber dem stotternden Kind können die Folge sein. Hier kommt der Gruppenleitung die wichtige Aufgabe zu, die Gruppe kindgerecht über die Thematik zu informieren. Hierzu eignen sich vor allem pädagogische Bücher, die das Stottern spielerisch näherbringen. Je mehr Wissen die anderen Kinder über die Störung der Artikulation erhalten, desto eher verlieren sie auch die Berührungsängste.

Gehen Kindergartenmitarbeiter mit gutem Beispiel voran und behandeln stotternde Kinder ganz normal, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass andere Gruppenmitglieder dieses Verhalten imitieren. Daher sollten sich Pädagogen stets ihrer wichtigen Rolle als Vorbild bewusst sein. Das Ziel ist es, dass die Heranwachsenden das Gefühl erhalten, dass jeder auf seine Art und Weise wertvoll ist. So stärkt man das Selbstbewusstsein der Kleinen und trägt aktiv dazu bei, Hänseleien zu vermeiden.

Gespräch mit den Eltern: Beobachtungen des Stotterns teilen

Doch nicht nur die Intervention in der Kindergartengruppe ist eine wichtige Aufgabe im Umgang mit stotternden Kindern. Ebenso wichtig ist es, das Gespräch mit den Eltern zu suchen. Eine Sprechunsicherheit zeigt sich nicht in jeder Situation gleich stark. Daher ist es möglich, dass sich Eltern gar nicht bewusst sind, dass ihr Kind stottert. Dabei sollte ein Gruppenleiter oder eine Gruppenleiterin sehr sensibel vorgehen. Wichtig ist es, zunächst nur von einer Sprechunflüssigkeit zu sprechen. Nur ein Kinderarzt oder Logopäde kann feststellen, ob es sich dabei wirklich um Stottern handelt.

Ein Erzieher sollte das Ziel verfolgen, die Eltern zu ermutigen, einen Termin für eine Beratung zu vereinbaren. Denn auch die Selbsthilfe stößt früher oder später an ihre Grenzen. Damit die Sprachstörung nicht chronisch wird, ist es also wichtig, professionellen Rat mit einzubinden. Die Eltern sollten verstehen, dass die Notwendigkeit einer therapeutischen Intervention auch vom Leidensdruck des Kindes abhängt. Um die Unflüssigkeit vor dem Gang zum Arzt einzuordnen, kann die Screening Liste Stottern hilfreich sein. Diese sollte die Gruppenleitung gemeinsam mit den Eltern abarbeiten.

Ergibt der Schnell-Test, dass eine Stottertherapie sinnvoll ist, können Pädagogen die erste Aufklärung über mögliche Optionen übernehmen. Weitere Beratung zum Thema Stottern erhalten Eltern bei folgenden Anlaufstellen:

  • Kinderarzt
  • Logopäden
  • Sprachheilpädagoge
  • Sonstige Therapeuten

Möchten sich die Erziehungsberechtigten vor einer Therapie weitere unverbindliche Informationen einholen, so können Sie ihnen auch die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e. V. (BVSS) empfehlen. Deren Internetseite bietet tiefgehende Informationen bezüglich möglicher Therapiemaßnahmen. Hier werden auch die zwei Hauptrichtungen der Therapie in der Logopädie näher vorgestellt. Dazu zählt zum einen die Stottermodifikation, auch als Nicht-Vermeidungs-Ansatz bekannt. Der zweite Ansatz ist der des Fluency Shaping. Hier erlernen Kinder verschiedene Sprechtechniken, die ihnen helfen, die Unsicherheit hinter sich zu lassen.

Stottern bei Kindern: Integration statt Sonderbehandlung

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass einer Gruppenleitung viele wichtige Aufgaben im Umgang mit stotternden Kindern zukommen. Zum einen müssen Kindergartenleiter und Erzieher durch eigene Reaktionen als Vorbild vorangehen. Sie sollten daher die Kinder bedingungslos wertschätzen. Zudem sollten die Kleinen genug Raum erhalten, um in Ruhe sprechen zu können. Außerdem liegt es in der Verantwortung der pädagogischen Fachkraft, Hänseleien durch andere Kinder zu vermeiden. Durch spielerische Aufklärung lässt sich ein harmonisches Miteinander anstreben.

Zu guter Letzt zählt das Gespräch mit den Eltern ebenso zu den Aufgaben eines Gruppenleiters oder einer Gruppenleiterin. Hier ist es wichtig, den Erziehungsberechtigten ein realistisches Bild ihres Zöglings zu vermitteln. In diesem Rahmen lässt sich darauf eingehen, seit wann die Sprechunsicherheit auftritt und wie stark sie ausfällt. Pädagogen sollten erste Informationen für eine mögliche Therapie bereitstellen. Dies kann Eltern helfen, die anfängliche Unsicherheit hinter sich zu lassen.

Auf diese Art und Weise stellt man sicher, dass Kinder nicht nur im Kindergarten eine Förderung erfahren, sondern beispielsweise auch im Rahmen der Logopädie. Durch eine Stottertherapie, beispielsweise Stottermodifikation, erlernen sie das nötige Handwerkszeug, um ihr gesamtes Potenzial auszuschöpfen. So können Kinder dem Übergang in die Schule optimistisch entgegenblicken.