Sprache und Kommunikation fördern – Kita-Bildungsbereich
Sprache und Kommunikation sind einer der zentralen Bildungsbereiche in der Kita. Zum Bildungsbereich gehören nicht nur das Sprechen und Verstehen selbst, sondern auch der Bereich Literacy, also Lese- und Schreibkompetenz, der Kindern die Freude an Geschichten, Lesen, Vorlesen, Büchern, Reimen etc. näherbringen soll.
Wieso sind Sprache und Kommunikation ein so wichtiger Bildungsbereich in der Kita?
Dass Kinder lernen, sich auszudrücken, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und mit anderen zu interagieren, ist ein zentraler Teil der kindlichen Entwicklung, der ihre Identität entscheidend prägt. Sprache zu vermitteln ist facettenreich und steckt auch gleichzeitig voller Herausforderungen – schließlich bringt jedes Kind unterschiedliche Voraussetzungen mit.
Erzieher stehen vor der Aufgabe, die Kinder in ihrer Sprachentwicklung zu fördern – am besten individuell. Diese Förderung dient nicht nur der Vorbereitung auf die Schule, sondern der Entwicklung der Kommunikationsfähigkeit. Sprache ermöglicht Ausdruck, Mitteilung, Verständigung, das Entdecken der Welt und das Knüpfen von Beziehungen. Sprache ist:
- Ein Instrument der Kommunikation.
- Sie fördert die emotionale und kognitive Entwicklung der Kinder.
- Sie ist bedeutsam für die soziale Interaktion.
Auf den Bildungsbereich Sprache und Kommunikation wird daher in Kitas viel Wert gelegt.
Begünstigt wird die Sprachförderung durch den Umstand, dass Kinder, die merken, wie sie sich mit Sprache ausdrücken können, diese auch von allein weiterentwickeln und für sich nutzen. Das kindliche Gehirn funktioniert an der Stelle wie ein Schwamm und saugt alles auf.
Welche Ansätze für die Förderung von Sprache und Kommunikation in der Kita gibt es?
Es gibt verschiedene Wege, wie Sprache und Kommunikation bei Kindern in der Kita gefördert werden können. Sowohl auf aktive Art und Weise mit gezielten Spielen und Übungen ist Sprachförderung möglich als auch durch bloßes Sprechen mit den Kindern im Alltag. Sprachförderung funktioniert über:
- Sprechen und Zuhören
- Förderung des Sprechens der Kinder untereinander
- Einsatz von Büchern und Geschichten
- Einsatz von Spielen und Aktivitäten
- Zunutze machen von Musik und Rhythmus
- Sprachbildung durch Sprechen und Zuhören: Wie genau sieht das aus?
Sprachförderung der Kinder beginnt schon bei der alltäglichen Kommunikation mit ihnen. Indem Erzieher den Kindern zuhören, ihnen Fragen stellen, ihnen Dinge erklären und ganz normal mit ihnen sprechen, wird im kindlichen Gehirn schon viel angeregt. Unterstützen Erzieher die Kinder dann noch darin, Sätze zu bilden, Wörter zu finden und zeigen ihnen Fehler auf oder loben sie für richtige Sätze, dann ist das schon ein enormer Beitrag zur Sprachförderung von Kinder.
Für die Gespräche mit Kindern gibt es einige Regeln:
- Signalisieren Sie dem Kind, dass sie verstehen, was es sagt, auch wenn die Grammatik noch falsch ist.
- Geben Sie dem Kind Zeit für die Wort- und Satzbildung und unterbrechen Sie es nicht.
- Geben Sie dem Kind Zeit, seine eigenen Sätze zu beenden und nehmen Sie die Satzendungen nicht vorweg.
- Beendet ein Kind einen Satz nicht, so wiederholen Sie das bereits Gesagte und führen Sie den Satz zu Ende – ohne das Kind dabei zu belehren.
- Geben Sie dem Kind das Gefühl, dass Sie es ernst nehmen.
- Reagieren Sie auf das, was das Kind sagt. Dadurch verstärken Sie das Sprach- und Kommunikationsverhalten des Kindes.
- Wenn Sie etwas nicht richtig verstanden haben, fragen Sie nach und lassen Sie es sich von dem Kind erklären.
Methoden für den Kita-Bildungsbereich Sprache und Kommunikation
Im Kita-Alter beginnen Kinder, viele Fragen zu stellen. Sie erleben, wie ihnen Sprache dabei helfen kann, ihre Umgebung und Zusammenhänge zu verstehen. Außerdem erfahren sie, wie Fragen zu Gesprächen führen, was wiederum die Sprachkompetenz erweitert. Wenn Kinder viele Fragen haben, sollten Sie diese ernst nehmen, ehrlich und mit Zeit beantworten und dem Kind auch klar signalisieren, wenn Sie etwas nicht wissen.
1] Wie können Sie die Sprache der Kinder untereinander fördern?
Die Kinder sollen in der Kita nicht nur mit den Erziehern, sondern auch mit den anderen Kindern sprechen. Dafür eignen sich nicht nur das alltägliche Spielen, sondern auch feste Gesprächsrunden:
- Ein täglicher, morgendlicher Gesprächskreis
- Der Frage-Treff in der Kuschelecke
- Die wöchentliche Kinderkonferenz
In diesen Runden können Sie über Projekte sprechen, die Kinder von ihren Erlebnissen berichten lassen und die Kinder ermuntern, dass sie erzählen, wie es ihnen geht oder was sie bewegt. Wichtig ist, für solche Gesprächsrunden Vorgaben aufzustellen, damit die Kinder lernen, dass Kommunikation gewissen sozialen Regeln unterliegt:
- Einander aussprechen lassen
- Nacheinander sprechen
- Redezeiten begrenzen, damit alle zu Wort kommen
Nutzen Sie solche Gelegenheit und animieren Sie besonders ruhigere Kinder zum Sprechen.
2] Wie können Sie Bücher und Geschichten einsetzen, um die Sprache zu fördern?
Mit dem Vorlesen von Büchern und dem Erzählen von Geschichten fördern Sie die Sprachkompetenz der Kinder und besonders den Bereich Literacy. Über längere Zeit zuzuhören, Geschichten zu verstehen und im besten Fall im Anschluss in eigenen Worten wiederzugeben, ist enorm hilfreich, damit Kinder ihre Sprachkompetenz erweitern können.
Schauen Sie auch gemeinsam mit Kindern in Bücher, sowohl in reine Bilderbücher als auch in Kinderbücher mit Bildern und Texten. Auch wenn Kinder in jungen Jahren meist noch nicht lesen können, lernen Sie so, dass Bücher eine Quelle für Sprache, Geschichten und Informationen sind und erhalten ein erstes Bewusstsein für Buchstaben, Formen, Symbole, Zeichen und Schrift. So kann Lesefreude entstehen.
Eine Bücherecke in der Kita, die Bilderbücher, Bilderlexika sowie Sachbücher bereithält und darüber hinaus gemütlich eingerichtet ist, schafft das richtige Bewusstsein dafür, dass Bücher etwas besonders sind.
3] Mit welchen Spielen und Aktivitäten können Sie die Sprachentwicklung von Kindern fördern?
Spiele und Übungen sind besonders effektiv, wenn es um den Spracherwerb von Kindern geht. Im Bildungsbereich Sprache und Kommunikation zählen Spiele in der Kita zum festen Tagesablauf:
- Singen Sie mit den Kindern das Alphabet.
- Lassen Sie die Kinder Buchstaben erraten.
- Üben Sie Reime.
- Lassen Sie die Kinder Tierstimmen imitieren und den entsprechenden Tieren zuordnen.
- Lassen Sie die Kinder Silben in die richtige Reihenfolge bringen.
- Spielen Sie Stille Post, Fingerspiele oder „Hoppe, Hoppe, Reiter“.
- Entwickeln Sie Rollenspiele mit den Kindern, in die mehrere Kinder mit einbezogen werden. Ob Schule, Vater-Mutter-Kind, Einkaufen oder Zirkus – Kinder haben viel Spaß daran, sich in andere Rollen einzufinden.
- Spielen Sie „Ich packe meinen Koffer und nehme mit“, indem die nächste Person immer die Gegenstände des vorherigen Kindes wiederholen muss. Das fördert die Merkfähigkeit, den Wortschatz und das aktive Zuhören.
Mit all diesen Spielen unterstützen Sie den Spracherwerb der Kinder aktiv.
4] Wie lassen sich Musik und Rhythmus im Bildungsbereich Sprache und Kommunikation in der Kita einsetzen?
Durch Musik, Gesang und Rhythmus wird die auditorische Wahrnehmung gefördert. Durch die spezielle Betonung von Wörtern, wenn diese gesungen werden, können Kinder Wörter besser erkennen und nehmen diese so leichter in ihren Wortschatz auf. Außerdem werden beim Singen von Kinderliedern Wörter und Satzstrukturen häufig wiederholt, wodurch sie sich verfestigen.
Durch Singen, Klatschen und Musizieren erweitern Kinder ihre Sprachkompetenz spielerisch und außerdem lernen Sie, dass Musik ein weiterer Weg sein kann, sich selbst auszudrücken. Zu erfahren, dass Musik ein Kommunikationsmittel sein kann, prägt außerdem die Kreativität von Kindern.
- Singen sie gemeinsam mit den Kindern Lieder.
- Klatschen Sie zu diesen Liedern, um Silben zu betonen.
- Führen Sie die Kinder an Instrumente heran, um ihr Rhythmusgefühl zu entwickeln.
- Bewegen Sie sich zu den Worten in den Liedern, um den Kindern die Sprache bildlicher zu vermitteln, denn Sinneswahrnehmungen sind gut für die Sprachentwicklung. Malen Sie zum Beispiel beim Singen des Wortes „Regenbogen“ einen großen Bogen mit den Armen, schütteln Sie sich für das Wort „kalt“ oder verbinden Sie eine Klopf-Geste mit dem Begriff „an die Tür klopfen“. So bleiben die Worte noch besser im Kopf.
Singen festigt die Fähigkeit zur Artikulation und kann insbesondere Kindern helfen, die Schwierigkeiten mit einer deutlichen Betonung haben. Reime in Liedern helfen dabei zu verstehen, wie Sprache in Sachen Rhythmus und Betonung organisiert ist.
Welche Rolle spielen Erzieher bei der Förderung von Sprache und Kommunikation?
Sie als Erzieher fungieren bei der frühkindlichen Erziehung und Sprachförderung von Kindern in der Kita als Vorbildperson. Kinder lernen anhand dessen, was Sie sagen und wie Sie mit ihnen kommunizieren. Achten Sie also darauf, dass Sie…
- …kindgerecht sprechen, ohne dabei in Babysprache zu verfallen. Passen Sie Ihre Sprache und Ihr Sprechtempo dem Alter der Kinder an und geben Sie dem Kind Zeit, Gesagtes zu verarbeiten und darauf zu reagieren.
- …ganze Sätze formulieren und dabei vielfältige Wörter und Synonyme nutzen.
- …die Verwendung von Synonymen erklären, um deutlich zu machen, dass ein und derselbe Gegenstand oder Zustand mit unterschiedlichen Wörtern beschrieben werden kann.
- …Sätze und Begriffe häufiger wiederholen und in unterschiedlichen Zusammenhängen nutzen, sodass sie sich bei Kindern festigen. Wiederholen Sie sowohl die Sätze des Kindes als auch Ihre eigenen und korrigieren Sie bei der Wiederholung des Satzes des Kindes, wenn nötig die Grammatik: Auf „Ich habe ein Bild malt.“ reagieren Sie mit „Du hast ein Bild gemalt.“
Ihre Sprechweise als Erzieher sollte die Kinder herausfordern, aber nicht überfordern. Reflektieren Sie immer wieder Ihre eigene Sprache und passen Sie sie an die unterschiedlichen Sprachniveaus der verschiedenen Kinder an. So sollten Sie mit zweijährigen Kindern in deutlich kürzeren und einfacheren Sätzen als mit vierjährigen. Hier ist Ihre Erfahrung als Erzieher gefragt und das nötige Fingerspitzengefühl, im altersgerecht auf die Kinder zuzugehen und die alltagsintegrierte Sprachförderung daran anzupassen.
Wie können Sie Sprachstörungen verbessern?
Bis zu einem gewissen Grad können Sie als Erzieher dazu beitragen, dass Kinder ihre Sprechmotorik verbessern. Haben Kinder Defizite bei der Lautbildung, gibt es verschiedene Wege, wie Sie die Kinder unterstützen können:
- Mit Zungenbrechern trainieren Kinder die Motorik des Mundes.
- Gezielte Sprachspiele helfen ebenfalls dabei, die Lautbildung zu verbessern.
Entscheidend ist auch, dass Sie sich für Toleranz im Kindergarten einsetzen, dass sich über Kinder mit Sprachschwierigkeiten nicht lustig gemacht wird. Wenn Kinder mit Defiziten in der Sprachentwicklung feststellen, dass gelacht wird, nachdem sie etwas gesagt haben, ziehen sie sich häufig zurück und sprechen noch weniger. Das ist kontraproduktiv.
Widmen Sie diesen Kindern mehr Zeit und unterstützen Sie ihre Sprachförderung mit kreativen Übungen, Liedern und spielerischem Lernen. Wenn Sie merken, dass Sie in der Kita nicht weiterkommen, binden Sie die Eltern ein und raten Sie ihnen dazu, mit ihrem Kind zum Logopäden zu gehen – dieser ist auf die Behandlung von Sprachauffälligkeiten spezialisiert.
Fazit: Der Bildungsbereich Sprache und Kommunikation in der Kita verdient große Aufmerksamkeit
Die Sprachentwicklung von Kindern trägt zur Ausprägung der eigenen, kindlichen Identität bei. Kinder lernen in den ersten Lebensjahren, dass Sprache ein wichtiges Instrument ist, um Bedürfnisse und Wünsche zu äußern, mit anderen zu interagieren und mehr über die Welt zu erfahren. Als Erzieher unterstützen Sie die Kinder dabei sowohl über die alltägliche Kommunikation mit ihnen als auch über Spiele, Übungen, Singen, Musizieren, Gesprächskreise und Vorlesen.
Sprache dient als wichtige Kompetenz und ist auch für die Schulfähigkeit der Kinder entscheidend – fördern Sie sie so gut es geht individuell und gehen Sie auch auf sprachliche Defizite ein. Sie haben eine Vorbildfunktion für die Kinder und sollten daher auch immer wieder Ihre eigene Sprache reflektieren – schließlich gibt es auch Kinder, die zuhause eine andere Sprache spreche als im Kindergarten und nur über Sie und das Kita-Umfeld dann Deutsch lernen.