Kinderbücher – Hinterfragen Sie mit Kindern ihre Helden
Kinderbücher sind für Kinder mehr als nur Geschichten. Die ,Wilden Kerle’ halten immer zusammen!“, „,Prinzessin Lillifee’ ist mutig und sie sieht schön aus!“ So äußern sich Kinder, gefragt nach ihren Lieblingshelden aus den Kinderbüchern. Sicher können Sie sich noch an die Helden Ihrer Kindheit erinnern. Sie hießen „Flipper“, „Wickie“ oder „Pumuckl“ und waren für Sie vermutlich ebenso wichtig wie die Helden der Kinder heute.
Helden in Kinderbüchern sind wichtig für die Kinder
Helden und Idole verkörpern erstrebenswerte Eigenschaften und bekommen Anerkennung, weil sie in der Lage sind, Probleme zu lösen. All das hätten Kinder gerne selbst. Weil sie aber in ihrem Alltag immer wieder die Erfahrung von Ohnmacht, „Kleinsein“ und Misserfolgen machen müssen, helfen die Helden aus den Kinderbüchern darüber hinweg: Mit „Sponge Bob“ z. B. erleben Kinder, dass man auch ein toller Kerl sein kann, wenn öfter mal was schiefgeht.
Aus pädagogischer Sicht sind die Helden von heute durchaus auch kritisch zu sehen: Die Geschichten wirken eindimensional, häufig werden Klischees bedient, und „Gut“ und „Böse“ sind allzu deutlich voneinander abgegrenzt. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder lernen, sich mit den Helden auseinanderzusetzen und ihre Taten zu hinterfragen. Etwa ab 5 Jahren gelingt ihnen dieser kritische Blick. Folgende 4 Bausteine greifen das Wichtigste dazu auf, ohne die Kinder ihrer Helden zu berauben oder von oben herab zu belehren:
1. Baustein: Sammeln Sie die Lieblingssendungen
Lassen Sie sich von den Kindern zunächst erzählen, welche Serien oder Filme sie besonders gerne mögen, damit mit diesen Aussagen weitergearbeitet werden kann. Sammeln Sie dazu Symbole, die Sie mit den Kindern aus Fernsehzeitungen ausschneiden oder als Bilder im Internet suchen. Sie werden erleben, mit welcher Euphorie die Kinder das ihnen gebotene Forum nutzen, um von ihren Lieblingsgeschichten zu erzählen.
Wichtiger Hinweis: Entweder Sie schauen sich im Rahmen Ihrer Medienerziehung die am häufigsten genannten Filme gemeinsam mit den Kindern oder allein für sich an, wenn Ihnen die Sendungen wenig oder gar nichts sagen. Dieses Wissen ist wichtig, um den Kindern einen differenzierten Blick zu ermöglichen.
2. Baustein: Zeigen Sie Unterschiede auf
Mit dem nächsten Schritt versuchen die Kinder, sich dem Wert einer Sendung zu nähern, also zwischen sinnvollen oder lehrreichen Sendungen und weniger geeigneten, allzu klischeehaften zu unterscheiden.
Dazu bieten Sie den Kindern Kategorien, die möglichst bildhaft, z.B. mit Clip-Arts, darstellen:
- „Da geht es um Freundschaft.“
- „Da geht es ums Kämpfen.“
- „Da kann man was lernen.“
Je nach Alter finden die Kinder eventuell sogar eigene Kategorien. Diesen werden die Symbole der Sendungen zugeordnet. Dabei kommt es bereits zu wertvollen Diskussionen unter den Kindern: „Wird da nur gekämpft oder helfen sie auch einander?“
3. Baustein: Diskutieren Sie die Helden der Kinder
Nun überlegt sich jedes Kind seine/n Lieblingshelden oder -heldin. Sie finden sich dann entsprechend in Kleingruppen zusammen und tragen mit Ihrer Hilfe die Eigenschaften zusammen. Dazu können Sie z. B. eine große Mind Map erstellen. Sollten mehr als 3 Helden genannt werden, einigen sich die Kinder auf die 3 meistgenannten, da sonst die Ergebnisse zu unübersichtlich werden könnten.
Anschließend werden die Ergebnisse allen Kindern vorgestellt und eventuell noch ergänzt. Jetzt brauchen Sie rote und grüne Klebepunkte, die von den Kindern den guten (grün) und schlechten (rot) Eigenschaften zugeordnet werden. Betrachten Sie mit den Kindern,
- ob sich Eigenschaften der verschiedenen Helden gleichen,
- welche Eigenschaften sie selbst auch besitzen,
- was sie selbst nicht können oder
- was niemand kann, weil es diese Eigenschaft, z. B. zaubern oder fliegen können, nur in Geschichten gibt.
Auf diese Weise setzen sich die Kinder nicht nur mit ihren Helden auseinander, Sie selbst erfahren so eine Menge über die Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Kinder.
4. Baustein: Schaffen Sie eigene Heldenerlebnisse
Nun setzen Sie die Helden der Kinder möglichst oft in Ihrem Alltag ein, z. B.: In der zu „Bikini Bottom“ umfunktionierten Puppenecke schlüpfen die Kinder selbst in die Rolle von „Sponge Bob“ oder „Prinzessin Lillifee“.
So werden die Kinder selbst zu Helden und entdecken sicher noch ungeahnte Fähigkeiten!
Indem Sie Kindern die Möglichkeit geben, sich mit ihren Lieblingshelden auseinanderzusetzen und sie zu hinterfragen, gelingt ihnen ein wichtiger Schritt zur Medienkompetenz – nämlich weg vom passiven Konsumenten und hin zum aktiven und kritischen Mediennutzer.