Erzählen statt vorlesen – So entdecken Kinder Geschichten ganz neu

Inhaltsverzeichnis

Bei Ihrer täglichen Arbeit in der Kita ist das Vorlesen von spannenden Geschichten sicherlich nicht mehr wegzudenken. Wenn Sie mit Kindern eigene Geschichten erfinden, beteiligen Sie Ihre Kinder noch intensiver. Sie regen ihre aktive Sprache an. Die Kinder sind nicht nur gedanklich dabei, sondern mit ihrer eigenen Logik und ihrer eigenen Fantasie. Wie Sie gemeinsam mit den Kindern spannende Geschichten erfinden, erfahren Sie nachfolgend.

1. Schritt: So finden Sie den Einstieg

Oftmals ist es schwierig, den Einstieg in eine Geschichte zu finden. Hierzu können Sie zu einem einfachen Hilfsmittel greifen. Suchen Sie nach einem Buch oder einer Geschichte. Diese können sich beispielsweise auch auf das Thema beziehen, das Sie mit den Kindern in der selbst erfundenen Geschichte aufgreifen möchten. Nehmen Sie die ersten paar Sätze oder Seiten als Einstieg. Diese erzählen Sie den Kindern frei. Regen Sie danach die Kinder an, gemeinsam die Geschichte fortzusetzen. Lassen Sie sich dabei auf die Ideen der Kinder ein.

2. Schritt: Lenken Sie die Geschichte durch Fragen

Für eine gute Geschichte ist ein logischer Aufbau wichtig. Damit die Kinder sich beim Erzählen nicht verzetteln, können Sie durch Fragen die Kinder lenken. Dabei können Sie sich an folgenden Fragen orientieren:

  • „Wie soll die Geschichte heißen?“
  • „Wo spielt die Geschichte?“
  • „Wer spielt die Hauptrolle?“
  • „Was passiert in der Geschichte?“
  • „Womit, wodurch oder wie passiert es?“
  • „Wer ist noch dabei und warum?“
  • „Wie kommt es zum Ende?“

Falls Sie zum Einstieg einen fertigen Text nehmen, sind ein paar Punkte schon vorgegeben.

3. Schritt: Erzeugen Sie Spannung

Achten Sie darauf, dass Sie in der Erzählung schnell Spannung erzeugen. Wenn Sie sich zu lange am Einstieg aufhalten, verlieren die Kinder die Konzentration und Lust. Hierzu eignen sich beispielsweise:

  • Konflikte untereinander
  • Innere Konflikte der Hauptperson
  • Unentschlossenheit der Hauptperson
  • Rätsel, Verbrechen, Fragen, Gefahren
  • Sinneseindrücke

Greifen Sie auch auf Wörter zurück, die Spannung erzeugen.

Hierzu gehören Wörter wie: „plötzlich“, „auf einmal“, „kurz darauf“, „völlig unerwartet“, „wenige Sekunden später“, „im selben Augenblick“, „abrupt“, „mit einem Mal“, „ohne jeden Übergang “, „ ruckartig “, „ schlagartig “, „übergangslos“, „über Nacht“, „überraschend“, „unerwartet“, „unverhofft“, „unvermittelt“, „unvermutet“, „unversehens“, „unvorhergesehen“, „aus heiterem Himmel“, „Hals über Kopf“, „Knall auf Fall“, „mir nichts, dir nichts“, „mit einem Schlag“, „urplötzlich“.

4. Schritt: Regen Sie an, über Gefühle zu sprechen

Auch die Personen in der Geschichte haben Gefühle und Sinneseindrücke. Regen Sie durch Fragen die Kinder dazu an, über Gefühle der Personen zu sprechen. Fragen Sie beispielsweise:

„Wie fühlt sich der Hauptdarsteller, wenn er…?“, oder: „Was riecht/sieht/fühlt die Person, wenn sie draußen durch den Wald läuft?“

So sorgen Sie für Spannung und fördern gleichzeitig die emotionalen Kompetenzen. Ganz nebenbei lernen die Kinder, über Emotionen zu sprechen. Dadurch, dass Sie die Kinder nach den möglichen Sinneseindrücken und Gefühlen fragen, lenken Sie wiederum die Geschichte. Beispielsweise wenn die Hauptperson sehr mutig ist, wird die Erzählung einen ganz anderen Verlauf nehmen als bei einer schüchternen oder ängstlichen Hauptperson.

5. Schritt: Lassen Sie Ihre Rollen in einen Dialog treten

Hierzu können Sie die Kinder immer wieder Fragen: „Was sagt die Person?“, und: „Was antwortet die andere Person daraufhin?“ Achten Sie auch hier bewusst darauf, dass Sie Synonyme für „sagen“ verwenden. Hierdurch sorgen Sie wiederum für Spannung, achten auf den roten Faden und erweitern den Wortschatz der Kinder.

6. Schritt: Regen Sie zu einer bildlichen Sprache an

Durch eine bildliche Sprache regen Sie die Fantasie der Kinder an. Zudem vermeiden Sie, dass die Geschichte aus einer Aneinanderreihung von dann … dann … dann … besteht. Sie machen die Geschichte abwechslungsreicher. Zudem verdeutlichen Sie den Kindern durch ein sprachliches Bild oft sehr viel. Sie können sich die Situation einfacher vorstellen.

7. Schritt: Achten Sie auf ein gutes Ende

Das Wichtigste ist, dass die Geschichte ein positives Ende nimmt. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Geschichte gut ausgeht.

8. Schritt: Halten Sie die Geschichte fest

Sie können zur Erinnerung die Geschichte festhalten. Dieses geht, indem Sie die Geschichte z. B. mit einem Handy aufnehmen. Dabei kann sie auch noch mit Geräuschen vertont werden. Die Kinder können die Geschichte auch malen. Hierzu malt jedes Kind eine Situation. Kopieren Sie die Bilder für jedes Kind und kleben Sie diese in ein DIN-A4- Schreibheft. So entsteht nach und nach ein einmaliges Geschichtenbuch. Sie können auch ins Portfolio integriert werden.

Mein Tipp:

Machen Sie aus einer Geschichte ein „Theaterstück“ und führen Sie dieses bei einem Kita-Fest auf. Wenn Sie gemeinsam mit den Kindern Geschichten erfinden, setzen sich die Kinder noch intensiver mit der Sprache und der Handlung auseinander. Mit jedem Mal werden sie geübter im Geschichtenerfinden. Viel Spaß dabei!