Konzentration fördern: 7 Übungen für die Kita-Kinder
Konzentration ist für Kinder oft herausfordernd und etwas, das sie lernen müssen. Konzentration ist eine Fähigkeit und keine Eigenschaft, weshalb Sie diese gezielt fördern und trainieren können.
Konzentration ist neben Anpassungsfähigkeit, der Entwicklung des Arbeitsgedächtnisses oder Selbstkontrolle einer von vielen kognitiven Kontrollmechanismen, über die Menschen verfügen. Je stärker diese ausgeprägt sind, desto besser kommen Menschen im Beruf zurecht und desto stabiler ist ihre mentale und körperliche Gesundheit.
Wie lange können sich Kinder konzentrieren?
Sich zu konzentrieren bedeutet, sich einer Sache zu widmen, ohne mit den Gedanken abzuschweifen. Äußere Reize auszublenden und nur bei einer Beschäftigung zu bleiben, fällt Kindern schwer, da ihre Reizselektion noch nicht ausgereift ist. Das heißt, sie können Reize noch nicht filtern und entscheiden, sich nur auf einen zu fokussieren, sondern lassen sich ihre Aufmerksamkeit von Störquellen schnell nehmen.
Konzentration ist insbesondere für junge Kinder, die einen hohen natürlichen Spiel- und Bewegungsdrang haben, meist schwierig. Konzentration kann aber schon in jungen Jahren gefördert werden.
In den ersten Lebensjahren können sich die meisten Kinder nur für kurze Zeitspannen fokussieren. Mit den Jahren wird diese Spanne immer größer. Insbesondere bei Kita-Kindern ist die Konzentrationsphase noch sehr kurz:
Alter | Maximale Konzentrationsspanne |
2-3 Jahre | 5-7 Minuten |
4 Jahre | 10 Minuten |
5-7 Jahre | 15 Minuten |
7-10 Jahre | 20 Minuten |
10-16 Jahre | Bis zu 30 Minuten |
Im Erwachsenenalter steigt die Konzentrationsspanne auf bis zu 90 Minuten an.
Wie lernen Kinder sich zu konzentrieren?
Mit gezielten Konzentrationsübungen lernen Kinder sich zu konzentrieren. Dafür ist es wichtig, dass die Aufmerksamkeit von Kindern gezielt auf eine Sache gelenkt wird. Etwas zu beobachten und zu beschreiben, schult sie darin, ihren Fokus auszurichten und andere Reize auszuklammern. Auch Körperübungen, in denen Kinder in ihren eigenen Körper hineinspüren und für einen Moment ruhig stehen oder liegen, kann dabei helfen, die Konzentration zu fördern.
Insbesondere bei kleinen Kindern, deren Aufmerksamkeitsspanne noch sehr kurz ist, helfen Ruhe und eine reizarme Umgebung, die Konzentration zu stärken.
Ein entscheidender Faktor ist das Interesse an der Art der Beschäftigung. Je interessierter Kinder an etwas sind, desto konzentrierter sind sie. So berichten Eltern von Grundschul-Kindern, dass ihr Kind bei den Hausaufgaben schon nach kürzester Zeit abschweift, im Gegenzug aber stundenlang vertieft ins Lego-Spiel ist. Dieses Beispiel können Sie auch auf Kita-Kinder anwenden: Wenn Kinder einer selbstgewählten Beschäftigung nachgehen, sind sie dabei in der Regel konzentrierter, als wenn sie etwas machen müssen, worauf sie weniger Lust haben.
Tipp: Räumen Sie daher genügend Zeit dafür ein, dass sich Kinder für gewisse Zeitspannen alleine mit Spielzeug beschäftigen.
Wie können Sie Kinder darin unterstützen, Konzentration zu lernen?
Als Erzieher können Sie Kinder beim Erlernen von Konzentration unterstützen. Nicht nur mit gezielten Konzentrationsübungen, sondern auch im Kita-Alltag können Sie die Konzentration von Kindern fördern:
- Reize für die Augen und Ohren minimieren, wenn Kinder sich mit einem Spielzeug beschäftigen wollen
- Kindern keinen Druck machen – lieber ermutigen
- Bewegungspausen einbauen, in denen sich die Kinder austoben dürfen
- Achtsamkeit trainieren
Ebenfalls wichtig, um die Konzentration aufrechtzuerhalten ist, dass die Kinder viel trinken und regelmäßig essen. Mit Hunger oder Durst ist die Konzentration schnell weg, ebenso bei Müdigkeit.
Zu den absoluten Konzentrationskillern gehören:
- Lärm und visuelle Reize sind die größten Störquellen
- Druck von außen
- Innere Unruhe, zum Beispiel bei der Vorfreude auf einen Geburtstag oder Weihnachten – hier hilft es mit dem Kind zu sprechen und erst recht nichts zu forcieren.
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Ab welchem Alter kann man mit Kindern üben, sich zu konzentrieren?
Schon in jungen Jahren können Sie die Konzentration von Kindern fördern. Im Kindergartenalter brauchen Sie dafür noch keinen festen Übungsplan, dennoch hilft es, verschiedene Techniken und Übungen zu kennen, wie die Kinder spielerisch in ihrer Konzentration gefördert werden können.
- Im Babyalter helfen Mobiles über dem Bett oder Kinderwagen, um die Konzentration von Kindern auf etwas zu lenken.
- Ab dem ersten Lebensjahr machen Kinder gerne Dinge nach, das heißt, sie können kleine Tätigkeiten vormachen (zum Beispiel einen Ball rollen oder eine Spielzeugfigur von links nach rechts bewegen) und das Kind diese nachmachen lassen.
- Ab dem zweiten Lebensjahr beginnt nun langsam die Aufmerksamkeitsspanne immer größer zu werden: Wenn ein Kind von einem Spiel nicht genug bekommt und sich ständige Wiederholungen wünscht, dann geben Sie dem nach. Es entdeckt immer wieder etwas Neues in den gleichen Abläufen, was ebenfalls gut für die Konzentration ist.
- Ab dem dritten Lebensjahr beschäftigen sich Kinder mit Spielzeugen auch alleine für einige Minuten. Lassen Sie die Kinder in dieser Zeit in Ruhe und stören Sie das konzentrierte Spiel nicht.
- Ab dem vierten Lebensjahr können Sie Kinder gezielt anspornen, wenn sie etwas erreichen wollen. Positive Verstärkung hilft ihnen dabei, am Ball zu bleiben, um ihr gesetztes Ziel zu erreichen.
Wie erkennt man Konzentrationsschwächen bei Kindern?
Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten fallen in jeder Kita schnell auf: Sie sind sprunghaft, ihre Augen schweifen unruhig umher und den Blickkontakt zu halten, fällt ihnen schwer.
Wenn sich ein Kind nicht auf eine gemeinsame Übung in der Kita konzentrieren kann, bedeutet das aber noch nicht, dass es unter einer Konzentrationsschwäche leidet. Entscheidend ist, ob es auch im eigenen Spiel keinen Fokus setzen kann. Wer beobachtet, dass Kinder sich selbst bei ihrer Lieblingsbeschäftigung nicht konzentrieren können und schon nach kürzester Zeit abschweifen, der sollte über gezielte Fördermöglichkeiten nachdenken.
Dabei handelt es sich nicht immer gleich um eine Schwäche, im Sinne einer Diagnose, sondern häufig ist es ein Vermeidungsverhalten der Kinder und sie wollen einer Tätigkeit nicht nachgehen – kein „nicht können“.
Das ist häufig darauf zurückzuführen, dass es den Kindern an Selbstdisziplin mangelt, was an mangelnden Strukturen im Elternhaus liegen kann. Auch ist die Medienwelt heute so bunt und leicht zugänglich, dass viele analoge Spiele oder Übungen den Kindern langweilig vorkommen.
Wie können Sie Kinder mit Konzentrationsschwächen fördern?
Liegen Kinder unter den alterstypischen Konzentrationsspannen und kommt der Verdacht einer Konzentrationsschwäche auf, dann helfen Konzentrationsübungen nicht. Vielmehr sollte das gesamte Spielverhalten angepasst werden:
- Bei gewählten Spielen am Alter, an den Interessen und an den Fähigkeiten des Kindes orientieren.
- Kinder nicht überfordern und die Frustrationsgrenzen nur langsam ausreizen. Starten Sie mit kurzen, einfachen Spielen und steigern Sie langsam den Schwierigkeitsgrad und die Dauer.
Dabei ist es egal, ob es sich um Basteln, Ballspiele, Toben, Klettern, Verstecken oder Vorlesen handelt – jedes Spiel, das dem Kind gefällt und bei dem es aufmerksam dabei ist, ist gut geeignet.
Auch bei Kindern ohne Konzentrationsschwäche ist Fokussierung, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Konzentration kein Selbstläufer. Um die Konzentration eines Kindes zu fördern, können Sie in der Kita zu gezielten Übungen greifen, mit denen die Kinder spielerisch lernen, ihre Aufmerksamkeit bewusst wahrzunehmen und sie nur einer Sache zu schenken.
Was sind die besten 7 Konzentrationsübungen für Kita-Kinder?
Arbeiten Sie in der Kita mit verschiedenen Übungen, die für die Kinder ein Spiel oder eine kleine Herausforderung sind, bei der sie Erfolgserlebnisse sammeln können.Die Statue-Übung: Lassen Sie Musik laufen, zu der die Kinder sich bewegen oder toben können. Immer wenn die Musik aufhört, sollen die Kinder ganz still stehen bleiben und sich nicht bewegen. Mit der Zeit können Sie die Spannen, in denen die Kinder still stehen sollen, verlängern.
1] Die Statue-Übung: Lassen Sie Musik laufen, zu der die Kinder sich bewegen oder toben können. Immer wenn die Musik aufhört, sollen die Kinder ganz still stehen bleiben und sich nicht bewegen. Mit der Zeit können Sie die Spannen, in denen die Kinder still stehen sollen, verlängern.
2] Wörterschlangen bilden: Die Kinder sitzen auf dem Boden und bilden einen Kreis. Ein Freiwilliger beginnt, indem er ein Wort spricht. Das Kind rechts neben ihm greift den letzten Buchstaben des Wortes auf und sagt ein Wort, das mit diesem Buchstaben beginnt. Der rechte Sitznachbar greift wiederum den letzten Buchstaben dieses Wortes auf und spricht ein weiteres Wort, das mit diesem Buchstaben beginnt. Beispiel: Regen – Nudel – Lampe – Esel – Libelle – Emu – Ukulele . … Falls noch nicht alle Kinder über dieselben sprachlichen Fähigkeiten verfügen, stehen Sie als Erzieher unterstützend zur Seite. Durch das Spiel wird die Merkleistung der Kinder ebenso wie die Konzentration gefördert.
3] Traumreisen: Traum- bzw. Fantasiereisen sind ein Teil des autogenen Trainings und gut dafür geeignet, Kinder in ihrer Konzentration und Achtsamkeit zu fördern. Dabei liegen die Kinder still auf dem Boden (am besten auf einer Matte) und Sie erzählen entweder mit ruhiger Stimme eine Geschichte, die die Fantasie anregt, oder Sie nutzen eine gezielte Körperübung. Dabei sollen die Kinder in ihren Körper hinein spüren: „Fühle deinen linken Arm. Dein linker Arm wird ganz schwer. Spüre, wie deine Handfläche schwer auf dem Boden liegt und deine Schulter ganz entspannt ist.“ Wenn diese Übung in einer Gruppe durchgeführt wird, gelingt es in der Regel gut, dass alle Kinder mitmachen und für einige Minuten zur Ruhe kommen.
4] Fehler erkennen: Die Kinder hören gut zu, während Sie ihnen eine Geschichte erzählen. Geben Sie den Kindern vor dem Beginn der Geschichte die Instruktion, genau darauf zu achten, ob ihnen in der Geschichte alles logisch und nachvollziehbar erscheint. Die zuhörenden Kinder haben die Aufgabe, aufmerksam zu sein und möglichst viele Fehler aufzudecken. Wenn ein Kind einen Fehler bemerkt, darf es laut „Stopp!“ rufen. Für jeden Fehler, den ein Kind entdeckt hat, erhält es einen Punkt, der ihm auf den Handrücken gemalt wird. Je mehr Punkte ein Kind hat, desto besser konnte es sich konzentrieren.
5] Geschichte aus Worten bilden: Bei dieser Übung sagt jedes Kind ein Wort. Das 1. Kind nennt ein Wort, das nächste wiederholt dieses Wort und fügt sein Wort an. Ziel dieser Übung ist es, nicht nur eine Wortschlange zu bilden, sondern eine verständliche Geschichte zu entwickeln. Um dies zu erreichen, müssen alle Kinder stark konzentriert sein. Das zu trainieren, ist Ziel und Zweck der Übung.
Beispiel:
Ich
Ich bin
Ich bin heute
Ich bin heute ganz
Ich bin heute ganz schön
Ich bin heute ganz schön erschrocken
Ich bin heute ganz schön erschrocken, als
Ich bin heute ganz schön erschrocken, als ein
Ich bin heute ganz schön erschrocken, als ein Papagei
Ich bin heute ganz schön erschrocken, als ein Papagei auf
Ich bin heute ganz schön erschrocken, als ein Papagei auf meiner
Ich bin heute ganz schön erschrocken, als ein Papagei auf meiner Schulter
Ich bin heute ganz schön erschrocken, als ein Papagei auf meiner Schulter landete.
6] Wörter zählen: Erzählen Sie den Kindern eine Geschichte und fordern Sie sie vorher aufzuzählen, wie häufig sie bestimmte Wörter wie „und“ oder „aber“ sagen. Das fördert Merkfähigkeit und Konzentration enorm. Achten Sie darauf, dass Ihre Geschichte nicht zu lang ist.
7] Wolken beobachten: Gehen Sie mit den Kindern an einem schönen Tag raus und lassen Sie sie in den Himmel blicken. Die Aufgabe ist Wolken zu beschreiben und in ihnen Formen oder Tiere zu entdecken: „Diese Wolke sieht aus wie ein Drache“. Anschließend sollen die Kinder für zehn Sekunden die Augen schließen, sie dann wieder öffnen und dann die Wolke am Himmel wiederfinden. Das fördert nicht nur die Konzentration, sondern auch die Kreativität.
Wie können Eltern die Konzentration von Kindern zuhause fördern?
Im Kindergartenalter brauchen Kinder noch keinen Lehrplan, mit dem ihre Konzentration gefördert werden kann. Eine spielerische und altersgerechte Herangehensweise, die den Interessen und dem natürlichen Verhalten der Kinder entspricht, ist die wichtigste Voraussetzung, um mit Konzentrationsübungen für Kinder wirklich erfolgreich zu sein.
Zu Hause sollten Eltern ihren Kindern Ruhezeiten einrichten und Rituale in den Alltag einbauen. Das gibt Sicherheit und Stabilität und sorgt dafür, dass sich Gelerntes besser im Kopf verankern kann. So können Sie zum Beispiel jeden Abend mit Ihrem Kind ein Buch lesen und anschließend nach Inhalten aus dem Buch fragen. Das funktioniert sowohl mit Bilderbüchern als auch mit Geschichten. Ihr Kind wird die ruhige Atmosphäre und die Nähe zu schätzen wissen und gleichzeitig wird seine Merkfähigkeit und Konzentration gefördert.
Wenn Eltern mit ihren Kindern konkrete Lernzeiten forcieren wollen, damit diese üben sich besser zu konzentrieren, dann sollten diese Lernzeiten dem Kind nicht aufgedrückt werden. Schließlich funktioniert Konzentration nicht auf Knopfdruck. Vielmehr sollte je nach Stimmung des Kindes entschieden werden, wann ein guter Zeitpunkt ist, ein konzentrationsförderndes Spiel durchzuführen.
Entscheidend ist auch, was Eltern ihren Kindern vorleben. Wenn Eltern mit ihren Kindern spielen und dabei parallel noch anderen Tätigkeiten nachgehen wie telefonieren, E-Mails lesen oder mit dem Smartphone spielen, dann ist es kein Wunder, wenn die Kinder auch nicht bei der Sache sind.
Fazit: Die Konzentration bei Kindern zu fördern, hilft ihnen auf ihrem Lebensweg
Die Weichen für Konzentration und Merkfähigkeit werden bei Kindern schon früh gestellt. Sie können Kita-Kinder bei Ihrer Entwicklung unterstützen, indem Sie ihre Konzentration gezielt fördern. Das geht mit spielerischen Übungen, aber auch mit konkreter Unterstützung. So können Lärm oder visuelle Reize die Konzentration mindern, während Bestärkung und Lob sie verstärken. Mit dem Alter der Kinder wächst auch die Konzentrationsspanne, sodass bis zum Schuleintritt Fokuszeiten von bis zu 20 Minuten möglich sind.
Schon im Babyalter können Eltern die Konzentration von Kindern fördern und ab dem Kindergartenalter sind dann auch gezielte Übungen möglich, die die Entwicklung dieses kognitiven Kontrollmechanismus unterstützen. Je stärker Eigenschaften wie Konzentration, Selbstkontrolle oder Anpassungsfähigkeit ausgeprägt sind, desto besser kommen Menschen später im Leben und im Beruf zurecht.