Kinderträume – So regen Sie Kinder an, spielerisch mit Ihren Träumen umzugehen

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Valentin rennt freudestrahlend auf Sie zu: „Ich habe geträumt, dass ich Fußballstar werde!“ Ihnen kommt aber auch die folgende Situation bekannt vor: Tim tritt ins Zimmer und hält sich am Jackenärmel seines Vaters fest. Dieser erklärt: „Tim hat heute Nacht wieder schlechte Träume gehabt. Bestimmt kommt er bei Ihnen auf andere Gedanken und kann seinen Traum vergessen!“

Wir kennen beides auch von uns selbst: Träume können beflügeln und uns beglückt in den Tag starten lassen. Manchmal ängstigen sie uns aber auch.

Was bedeuten Träume für Kinder?

Die moderne Schlaf- und Traumforschung zeigt, dass der Körper im Schlaf zwar seine Funktion herunterfährt, um sich zu erholen. Ein passiver Zustand ist das aber keineswegs! Denn unser Gehirn ist in den verschiedenen Schlafphasen sehr aktiv. Dabei verarbeitet es vor allem im Tiefschlaf, aber auch im sogenannten REMSchlaf Informationen des Tages weiter und verfestigt diese im Gedächtnis. Forscher nennen dies „Gedächtniskonsolidierung“.

Im Traum durchlebt der Mensch wichtige Geschehnisse des Tages noch einmal, jedoch nicht real. Der Traum ist viel kreativer, denn er mischt Reales mit Erfundenem, Altes mit Neuem. Dennoch scheint der Traum meist einen engen Bezug zum realen Leben zu haben, z. B. Gefühle und Handlungen des Traum-Ichs ähneln dem realen Ich.

Dabei ist die Traumerinnerung sehr unterschiedlich ausgeprägt und bei solchen Menschen besser, die sich dafür interessieren. Bei Kindern hilft es, sie gezielt nach ihren Träumen zu fragen und ihren Erzählungen bewusst zuzuhören, um ihre Traumerinnerung zu verbessern. Zudem müssen sie erst noch lernen, dass Träume subjektiv Erlebtes darstellen.

Helfen Sie den Kindern, Traum und Wirklichkeit richtig einzuschätzen, indem Sie mit ihnen über ihre Träume reden. Ab einem Alter von 5 Jahren wissen die Kinder, dass Träume nicht real sind.

Warum es so wichtig ist, über Träume zu sprechen

Kinder können ihre Träume und ihre Traumerzählungen als Quelle der Inspiration erleben. Zudem sind sie Ausdruck ihrer Selbstentfaltung. Die Entwicklungsmöglichkeiten und Lernerfahrungen, die Kindern durch Träume gegeben sind, sind  in dem folgenden Download zusammengestellt.

Wie gut Kinder diese Entwicklungschancen nutzen können, hängt von ihrem Umfeld ab. Sie brauchen dazu von Ihnen

  •  ein aufmerksames Ohr, wenn sie von ihren Träumen erzählen.
  •  ein Beispiel dafür, dass Träume bedeutsam sind.
  •  spielerisches Zuhören und Fragestellen.

Deuten Sie Träume nicht, denn das Analysieren von Träumen, um verborgene Ängste o. Ä. aufzudecken, ist nicht Ihre Aufgabe als Erzieherin.

So kommen Sie mit Kindern ins Traum-Gespräch

Um Kindern tatsächlich ein inspirierendes Vorbild sein zu können, ist es wichtig, dass Sie sich Ihrer eigenen Einstellung zu Träumen bewusst sind. Sind Sie neugierig auf Ihre Träume, freuen Sie sich zu träumen oder stehen Sie dem Träumen zwiespältig oder gar ablehnend gegenüber? Beides ist in Ordnung! Sie sollten sich nur bewusst sein, welche Haltung Sie haben und wie sie auf die Kinder wirkt. Fragen Sie die Kinder immer wieder nach ihren Träumen und nutzen Sie folgende Möglichkeiten, z. B.

morgens, wenn das Kind ankommt und noch Ruhe herrscht.
im Morgenkreis, indem Sie die Kinder anregen, von Träumen der Nacht zu erzählen.
während des Tages, wenn einem Kind spontan ein Traum einfällt und es ihn „loswerden“ möchte.
indem Sie selbst hin und wieder über Ihre eigenen Träume sprechen.

Wenn Sie immer wieder sensibel nachfragen, helfen Sie den Kindern, tiefer in ihre Träume einzutauchen. Zudem werden Kinder ihre Erzählungen immer stärker differenzieren können. Mit diesen Rückfragen helfen Sie den Kindern dabei:

  • „Kannst du dich noch erinnern, wie das … im Traum genau ausgesehen hat?“
  • „Wie hast du dich gefühlt?“
  • „Gab es besondere Farben in deinem Traum?“
  • „War es laut oder leise in deinem Traum, welche Geräusche gab es?“
  • „Wie könnte dein Traum weitergehen?“

Indem Sie nachfragen, zeigen Sie sich interessiert daran, was das Kind im Traum erlebt hat. So stärken Sie die Kinder, ihren Gefühlen zu trauen und diese zu erzählen. Sie zeigen damit, dass auch vermeintlich Verrücktes oder Unglaubliches seine Berechtigung hat und respektiert werden sollte.

Und wenn Kinder sehr ausführlich erzählen und Sie das Gefühl haben, die Kinder erfinden Geschichten? Lassen Sie sie dennoch weitererzählen, denn im kindlichen Bewusstsein vermischen sich Träume und Fantasie nicht selten mit der Realität und das ohne böse Absicht. Kinder träumen manchmal auch tagsüber. Und für die Kreativität der Kinder und ihren sprachlichen Ausdruck ist es egal, ob die Fantasie nachts oder tagsüber stattfindet!

Malen hilft, schlechte Träume zu bewältigen

Sicher erzählen Kinder nicht nur von bunten und aufregenden Träumen. Sie erleben sich in ihrer Traumwelt auch immer wieder als Opfer, sehen sich gefährlichen Tieren oder gar Monstern ausgesetzt. Dann brauchen Kinder Ihre besondere Aufmerksamkeit. Äußern Sie sehr deutlich, dass es Mut erfordert, solch unangenehme oder gar beängstigende Träume zu erzählen.

Denn in Albträumen erleben Menschen so starke Emotionen, dass sie davon manchmal sogar aufwachen. Kinder erzählen von Verfolgung, Monstern, Fallen oder auch vom Tod Familienangehöriger. Sie können auch tagsüber das Kind ganz praktisch darin unterstützen, sich diesem Angsttraum zu stellen. Denn Traumforscher vermuten, dass das Aufwachen eine Art Vermeidungsstrategie ist, um sich der Angst nicht weiter auszusetzen.

Regen Sie das Kind an, den schlimmen Traum zu malen, besonders die für das Kind wichtigste Traumszene. Häufig erzählen die Kinder bereits viel über ihren Traum, während sie noch malen. Oder Sie lassen sich das Bild anschließend ganz genau erklären.

Bleiben Sie aber in jeder Nachfrage neutral und vermeiden Sie Bewertungen oder Analysen.

Im nächsten Schritt helfen Sie dem Kind ganz praktisch, seinen Albtraum zu bewältigen: Fordern Sie es auf, in das Bild etwas hineinzumalen, was dem Traum das Böse nehmen könnte oder das, was die Angst auslöst. Schlagen Sie nichts vor – das Kind findet allein die Lösung, die passt. Nun sehen Sie sich gemeinsam mit dem Kind das Bild mehrere Tage hintereinander an. Das Kind erzählt Ihnen von sich aus, wenn es seinen Angsttraum bewältigt hat.

Mit Träumen Kreativität wecken – so einfach geht‘s

Nicht nur mit Gesprächen, auch auf andere Art und Weise kann es Ihnen gelingen, den Kindern Zugang zu ihren Träumen zu verschaffen. Dadurch fördern Sie die Kreativität und die Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder:

Regen Sie die Kinder dazu an, ihre Träume aufzumalen. Dann fällt es manchen Kindern leichter, einen Ausdruck dafür zu finden. Diese Traumbilder können Sie unter einem aufgespannten Tuch oder in einem Zelt ausstellen und mit einer Lampe anstrahlen.
Fotografieren Sie die Köpfe der Kinder in Schwarz-Weiß und drucken Sie die Bilder auf DIN-A3-Blättern aus oder kleben Sie diese auf ein DIN-A3-Blatt. Dann laden Sie die Kinder dazu ein, ihre nächtlichen Träume aufzumalen. Fragen Sie nach, ob die Kinder ihren Gefühlen Farben geben können. Dann kolorieren sie das Blatt mit stark verdünnter Wasserfarbe.
Manche Träume lassen sich auch sehr gut in Rollenspielen umsetzen. Das macht den Kindern nicht nur unglaublich Spaß, sie können so auch die Perspektive wechseln. Anschließend sprechen Sie mit den Kindern über das Erlebte.

Wie wird sich Valentin mit seinem Fußball-Traum und Tim mit seinem Angst-Traum auseinandersetzen? Das herauszufinden ist nicht nur für die Kinder, sondern sicher auch für Sie interessant. Probieren Sie es gleich einmal aus. Mit den vorgestellten Möglichkeiten werden Valentin und Tim an ihren Träumen wachsen.