Kinder-Freundschaften: So finden Kinder Freunde

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Kinder-Freundschaften: Bullerbü war gestern – „Verinselung“ und „Verhäuslichung“ sind heute. So nennen Erziehungswissenschaftler das Phänomen moderner Kindheit. Sie kennen die Situation: veränderte Familienverhältnisse, wenig kindgerechtes Wohnumfeld, die Freizeit ist bereits im Kindergartenalter mit Musikschule, Fußballverein und Ballettunterricht verplant. Einfach auf die Straße, andere Kinder treffen und gemeinsame Abenteuer erleben – das gibt es heute kaum noch.

Doch auch heute brauchen Kinder Kinder, um für das Leben zu lernen, denn nur so üben sie,

  • Kontakte zu knüpfen,
  • diese zu pflegen und aufrechtzuerhalten,
  • Konversation zu betreiben,
  • selbstbewusst Situationen zu meistern und
  • Kritik, Misserfolg oder Streit zu bestehen.

In Schule und Beruf werden diese Fähigkeiten sogar noch an Bedeutung gewinnen. Wo also pflegen die Kinder Freundschaften, die doch so wichtig für ihre Entwicklung sind? Dabei gewinnt Ihre pädagogische Arbeit zentrale Bedeutung. In Ihrer Einrichtung bekommen die Kinder ein „Stück Bullerbü“ zurück. Doch was so nostalgisch klingt, ist Bestandteil aller modernen Bildungsarbeit: die sprachliche und soziale Kompetenz.

Rechtzeitig zurückziehen, um Kinder-Freundschaften entstehen zu lassen

„Wir schaffen das jetzt allein!“, ist ein klares Signal an Sie, die Kinder sich selbst zu überlassen. Doch meist wird das nicht so deutlich. Gerade bei solchen Kindern, denen es schwerfällt, Kontakte zu knüpfen, sind Sie gefragt. Zunächst müssen Sie die Kinder ermutigen, sich miteinander zu beschäftigen, um dann den richtigen Zeitpunkt zu wählen, sich aus dem Spiel zurückzuziehen. Verlassen Sie sich dabei auf Ihr Gespür und Ihre Intuition und versuchen Sie stets, sich bei den Kindern „entbehrlich“ zu machen.

Freiräume gewähren

Kinder genießen es, sich zurückzuziehen und sich unbeobachtet zu wissen. Und auch die Sozialisationsforschung bestätigt: Unreglementierter Umgang der Kinder untereinander ist für deren soziale Entwicklung von zentraler Bedeutung. Von Ihnen lernen die Kinder Regeln, Werte, Normen und wichtige Prinzipien.

Von anderen Kindern lernen sie, diese Umgangsformen mit Leben zu füllen: Sie probieren aus, experimentieren, üben und verinnerlichen Strukturen des Miteinanders. Und nur so werden sie nicht zu Abbildern Ihrer Erziehung, sondern können ihr „Ich“ konkretisieren und eine Persönlichkeit herausbilden.

Schaffen Sie also Räume, in denen Kinder unbeobachtet sein können, z. B.

  • in einer bewusst gestalteten Nische im Gruppenraum,
  • im Gebüsch des Gartens oder mit der Erlaubnis,
  • sich mit dem Freund allein im Nebenraum aufhalten zu dürfen.

Entscheiden Sie darüber je nach Kind und Situation, dann laufen Sie nicht Gefahr, Ihre Aufsichtspflicht zu verletzen.

Streit üben

Streit auszuhalten und konstruktiv zu lösen gehört wohl zum schwierigsten Teil einer Freundschaft. Das kennen auch wir Erwachsenen. Deshalb brauchen die Kinder darin ein Übungsfeld, in dem Sie von Ihnen begleitet werden, aber auch eigene Erfahrungen sammeln können. Achten Sie deshalb bei Streit unter Kindern in Ihrer Einrichtung darauf, dass Sie

  • nicht vorschnell eingreifen und den Kindern so die Chance nehmen, eigene Lösungen zu finden,
  • den Streit nicht für die Kinder, sondern mit ihnen lösen,
  • den Kindern die Gefühle, die beim Streit eine Rolle spielen, verdeutlichen,
  • ein Versöhnungsritual festlegen, z. B. sich nach dem Streit gegenseitig die Hand zu geben.

In der Kinder-Freundschaft kämpfen dürfen

Körperliche Auseinandersetzungen sind in der Regel nicht akzeptiert, die Kinder sollen vielmehr lernen, sich mit Hilfe von Worten zu einigen. Dennoch ist es sinnvoll, Kämpfe unter klaren Regeln zu erlauben. Denn die Kinder können so ihre Kraft messen, ihr Körpergefühl verbessern, Fairness entwickeln, Siege genießen und Niederlagen üben. Solche „Spaßkämpfe“ müssen natürlich immer außerhalb einer akuten Konfliktsituation und unter Ihrer direkten Aufsicht stattfinden.

Folgende Regeln können z. B. mit den Kindern vereinbart werden: „Kämpfe nur mit einem Partner auf einer dafür vorgesehenen Matte ohne Tritte und Schläge und höre sofort auf, wenn dein Partner dir das vereinbarte Zeichen gibt.“

Freundschaftsrituale stärken

„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft!“, heißt ein Sprichwort. Wer freut sich nicht über eine lieb gemeinte Kleinigkeit von Freund oder Freundin? Auch Kinder können ihre Freundschaft mit kleinen Aufmerksamkeiten stärken und haben daran sicher große Freude. Bieten Sie deshalb den Kindern an, Freundschaftsbänder herzustellen oder kleine Glücksbringer zu basteln. Bilder können mit bunten Schleifen versehen oder in ein selbst gebasteltes Kuvert gesteckt werden – und schon sind sie tolle Freundschaftsgeschenke.

Indem Sie Freundschaften der Kinder untereinander stärken, gelingt Ihnen ein wichtiges Stück der Vorbereitung auf das Leben. Manche Kindergartenfreundschaft hält vielleicht ein Leben lang!