Naturgeschenke – so einfach fördern Sie Kleinkinder mit Naturmaterialien
Lisa ist 2 Jahre alt. Mit einem dünnen Ast malt sie Linien und Punkte in den Staub. Der 1½-jährige Miles schlägt 2 Tannenzapfen gegeneinander und ist fasziniert von deren Klang. Diese Kleinkinder sind der Natur auf der Spur.
Kleinkinder entdecken ihre Umwelt handelnd, mit allen Sinnen und mit Körpereinsatz. Naturmaterialien haben einen besonders hohen Aufforderungscharakter. Im Gegensatz zu vorgefertigtem Spielmaterial ermöglichen sie einen vielfältigen und entdeckenden Gebrauch. Darüber hinaus laden Naturmaterialien die Kleinkinder zum Anfassen, Ordnen, Sortieren und zur sinnlichen Wahrnehmung ein.
Lesen Sie, wie Sie die Naturmaterialien kleinkindgerecht anbieten, um fördernde Spiele damit zu initiieren. Finden Sie dazu Praxisbeispiele aus verschiedenen Förderbereichen für drinnen und draußen.
Das müssen Sie bei der Auswahl der Materialien beachten
Grundsätzlich dürfen alle verwendeten Materialien, die Sie in der Krippe anbieten, nicht verschluckt werden können oder schädlich sein. Auch sollten sie nicht mit schadstoffhaltigen Stoffen behandelt worden sein. Untersuchen Sie Hölzer jeglicher Art auf Splitter und spitze Enden. Schleifen oder kürzen Sie diese – wenn notwendig – mit der Gartenschere bzw. Schleifpapier.
Alle gesammelten Materialien sollten vorher getrocknet und gereinigt werden. Mithilfe von Wasser und einer Bürste entfernen Sie alle Spuren von Erde, Lehm, Sand, winzigen Insekten und Eiern von Insekten. Unter Ihrer Aufsicht können die Kinder dabei natürlich mithelfen
So setzen Sie die Naturmaterialien in Szene
Indem Sie die Naturmaterialien anschaulich präsentieren, schaffen Sie Bildungsimpulse für die Kleinkinder – ganz ohne zu sprechen. Wichtig ist, dass die Materialien so aufbewahrt sind, dass die Kinder sie eigenständig und spielend entdecken können.
Rattankörbe bestehen aus einem robusten und gleichzeitig natürlichen Material. Sie schaffen eine gute Übersicht für die Kleinkinder. Füllen Sie pro Korb nur ein Material ein. Naturmaterialien wie Holzscheiben, Baumrindenstücke, Tannen- und Kiefernzapfen sowie Muscheln können Sie so anschaulich und einladend präsentieren.
Indem die Enden der Hölzer parallel und glatt gesägt werden, gelingt den Kleinkindern das stabile Bauen. Sind sie abgeschliffen und geölt, besteht keine Verletzungsgefahr für Kleinkinder.
So lagern Sie pulvrige Materialien
Weitere Naturmaterialien wie beispielsweise Erde, Sand und Lehm füllen Sie in transparente Plastikbehälter. Diese sollten eine einfach zu öffnende Klappe o. Ä. haben. So können die Kleinkinder die Materialauswahl überblicken. Legen Sie einen Löffel oder eine Schöpfkelle mit kurzem Stiel hinein. Damit kann das Material von den Kleinkindern einfach portioniert werden.
Stellen Sie die Materialkörbe und die Plastikbehälter nebeneinander auf ein niedriges Regalbrett. So können die Kinder sie mühelos erreichen, selbstständig auswählen, entscheiden und ausprobieren.
So entsteht ein Spielbereich mit Aufforderungscharakter
Vor dem Regal sollten Sie einen Sisalteppich oder einen Teppich aus ähnlichem Material auslegen. Beachten Sie, dass der Teppich sich gut reinigen lässt. Zusammen mit den Körben und den Materialien ergibt sich somit ein homogen gestalteter Spielbereich.
Gleichzeitig können die Kinder auf dem robusteren und rutschfesten Teppich mit den Materialien gut bauen. Für das Experimentieren mit Sand, Lehm und Erde sollten Sie auch einen Tisch neben das Regal stellen. Den Boden darunter können Sie mit einer Plastiktischdecke vor Verschmutzung schützen.
Legen Sie auch ein Kehrblech und Besen in Kindergröße unter den Tisch. So können die Kinder ihren Spielbereich selbstständig aufräumen bzw. fegen.
Viele Kleinkinder verbringen heutzutage viel Zeit im Haus mit vorgefertigten Spielmaterialien. Weniger Zeit erleben die Kinder in der freien Natur. Das kreative Spiel mit den bildungsfördernden Naturmaterialien sollte daher selbstverständlich in den Krippen-Alltag integriert sein.
Übersicht: So ermöglichen Sie fördernde Spieltätigkeiten mit kleinkindgerechten Naturmaterialien
Naturmaterialien | Spieltätigkeit der Kinder | Förderbereich und Praxisangebot |
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Erde, Lehm, Wasser | Trockene Erde/Lehm in den Händen formen. Damit schmieren und malen. Das Gemisch zerreiben und zerbröseln. Etwas daraus formen. | Feinmotorik: Bei milden Temperaturen können Sie die Kleinkinder in einem unbepflanzten Beet die Erde kneten, formen und matschen lassen. Geben Sie mit der Gießkanne etwas Wasser hinzu. |
Waldboden, Baumwurzeln, Büsche, umgefallene Baumstämme, Bäume, Baumstümpfe | Über den mit Pflanzen und Baumwurzeln übersäten Waldboden laufen. Über Baumstämme balancieren. Von Baumstümpfen springen. | Grobmotorik: Sie laufen mit den Kindern ein kurzes Stück neben dem Waldweg entlang. Sie erklären den Kindern, dass Sie als Entdecker den Wald neben dem Weg kennenlernen wollen. Gemeinsam bezwingen Sie die verschiedenen Hindernisse. Zusammen mit Ihrer Kollegin geben Sie den Kindern ggf. Hilfestellung. Damit ersetzen Sie jede Turnstunde. |
Stöcke, Blätter, Baumrinde, Äste, Baumscheiben, Kiefern, Tannenzapfen | Die Kinder lernen die Eigenschaften (formbar, hart, weich, brüchig) unterschiedlicher Materialien kennen. Sie lernen, sie gezielt und kreativ für ihre Spielvorhaben einzusetzen. | Kreativität: Stellen Sie den Kindern die gewaschenen und getrockneten Materialien im Freispiel zur Verfügung. So entwickeln die Kinder kreative Ideen und bauen beispielsweise eine Straße aus aneinandergelegten Blättern oder fahren mit einem Tannenzapfenauto. Auch die Muster auf Blättern und Baumscheiben können Sie als Impuls zum Malen mit den Kindern nutzen. |
Geräusche der Natur, wie: Wiegen der Baumwipfel im Wind, Wind in Ästen und Blättern, Vogelgezwitscher, Dehnungsgeräusche von Holz, Schritte auf dem Waldboden, Regentropfen, die zu Boden fallen | Ein Ausflug in die Natur bedeutet auch einen Ausflug in die Stille. Diese Stille tut den Kleinkindern gut. Die ungewohnte Ruhe sorgt für Entspannung. Sie ermöglicht es auch, sich besonders gut auf die (ersten) eigenen Worte und ihren Klang zu konzentrieren. | Sprache: Bei trockenem Wetter und milden Temperaturen legen Sie sich mit den Kindern für 2 Minuten auf den Waldboden und lauschen der Natur. Achten Sie auf wettergerechte Kleidung. Wer möchte, kann seine Augen schließen. So können die Kinder sich noch besser auf den Hörsinn konzentrieren. Danach besprechen und benennen Sie, was die Kinder gehört haben. Beispielsweise: Vogelgezwitscher, Wind in den Baumwipfeln, das Knacken von Holz, den eigenen Atem, Rascheln im Laub. |
größere Schneckenhäuser, Steine, Holzscheiben, Tannenzapfen, dickere Äste | Sie erzeugen und hören verschiedene Klänge, indem sie Naturmaterialien gegeneinanderschlagen oder -reiben. | Musik: Richten Sie eine Musikecke mit Naturmaterialien ein. In einem Karton können die Kinder in getrocknetem Laub rascheln. Die anderen Materialien können gegeneinandergeschlagen oder -gerieben werden. |
Baumscheiben in unterschiedlichen Größen | Die Kinder erfühlen das runde Material. Dabei experimentieren sie mit seinen Eigenschaften, sie bauen damit oder legen Formen. | Mathematik: Entfernen Sie Duplo- und sonstige Bausteine aus der Bauecke. Bieten Sie den Kindern die Baumscheiben als Baumaterial an. Die Kinder können die Scheiben stapeln, legen, rollen oder mit ihnen Muster legen. |
Blätter, Baumscheiben, Stöcke, große Schneckenhäuser, Blütenblätter, Tannenzapfen, Tannennadeln | Formen, Farben und Strukturen auf den Naturmaterialien regen die Kinder zu vielfältigen Gestaltungsideen an. | Ästhetische Bildung: Markieren Sie eine Fläche auf dem Waldboden. Die Kinder können dort Muster und Mandalas legen. Gestalten Sie ein Gemeinschafts-Mandala. Indem Sie mit dem Stock einen großen Kreis auf den Waldboden zeichnen, entsteht die Legefläche. |
Kiefernzapfen | Die Kinder ertasten die Schuppen der Kiefernzapfen. Sie versuchen, sie abzuziehen/abzuzupfen. Die Kinder reiben 2 Kiefernzapfen gegeneinander und lauschen den Klängen. | Naturwissenschaftliche Bildung: Stechen Sie einen Zahnstocher in eine beliebige Schuppe des Zapfens. Dann hängen Sie den Zapfen an einem Faden im Fensterrahmen auf. Die Kinder können beobachten, dass die Schuppen sich bei warmen Temperaturen öffnen, um ihre Samen fliegen zu lassen. Bei nassem Wetter bleiben sie geschlossen, da der Regen den Samen nicht fliegen lässt. |