Beziehen Sie Eltern in der Eingewöhnungsphase mit ein
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen vieler Eltern sind fordernd und anstrengend. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Sie bereits im Aufnahmegespräch darauf hinweisen, wie wichtig die von den Eltern begleitete Eingewöhnungsphase für die Kleinkinder ist. Eltern sollten schon bei der Anmeldung ihres Kindes wissen, wie wichtig es ist, dass sie sich für diese Phase genügend Zeit nehmen müssen. Im Folgenden wird erläutert, wie der Eingewöhnungsprozess in Ihrer Krippe oder Kleinkindgruppe für Kinder unter 3 Jahren optimal gestaltet werden kann.
Mit diesen 3 Schritten gestalten Sie die Eingewöhnung für Kind und Eltern positiv und schonend.
1. Schritt: Ohne Vertrauen geht es nicht
Die Vertrauensbildung ist ein wichtiger Prozess, der während der Eingewöhnungsphase durchlaufen wird. Nicht allein das Kind fasst Vertrauen, indem es Strukturen und Abläufe wiedererkennt, sich an neue Bezugspersonen gewöhnt und mit ihnen spielt. Auch die Eltern erleben durch die Begleitung ihres eigenen Kindes in der Krippe, wie die Erzieherinnen mit den Kindern umgehen. In der Eingewöhnungsphase fassen die Eltern Vertrauen zu den neuen Bezugspersonen ihres Kindes. Dies ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass sich Eltern mit gutem Gefühl von ihrem Kind trennen können. Besonders Kleinkinder bemerken die Stimmungslage ihrer Eltern – kommen Eltern mit gutem Gefühl, wird sich auch das Kind einer fremden Bezugsperson eher anvertrauen.
Nehmen Sie sich in der Phase, in der ein Elternteil mit dem Kind gemeinsam in die Krippe zur Eingewöhnung kommt, viel Zeit für den gemeinsamen Austausch.
Folgende Aspekte sollten Sie in jedem Fall ansprechen:
- Vorlieben, Gewohnheiten
- Beobachtungen über das Kind
- Bindungsfähigkeit des Kindes
- Situation der Eltern, Bedenken, Befürchtungen, Angst vor der Trennung, Freude über den neu gewonnenen Teil der „Freiheit“
- Ablauf und Verhalten der Eltern während der Eingewöhnungszeit.
Eltern sollten wissen, dass sie sich passiv in der Gruppe verhalten, aber immer auch den sicheren Hafen für ihr Kind darstellen sollten. Je nachdem, wie alt das Kind ist, wird die Eingewöhnungsphase unterschiedlich gehandhabt. Als Faustregel kann gelten: Je jünger ein Kind ist, desto engmaschiger wird es von seinen Eltern während der Eingewöhnung in der Krippe begleitet.
Beispiel: Bei Kindern, die 12 Monate alt sind, bleibt der Elternteil, der die Eingewöhnung übernimmt, mindestens 3 Tage lang mit in der Krippe, ehe die erste kurze Trennung vollzogen wird. Ist ein Kind bereits 24 Monate alt, kann der erste kurze Abschied eventuell bereits am ersten oder 2. Tag in die Wege geleitet werden.
2. Schritt: Die Bezugserzieherin ist immer anwesend
Als Leiterin sollten Sie dafür sorgen, dass die Bezugserzieherin des neuen Kindes die Eingewöhnung übernimmt. Sie sollte ihren Dienst so legen, dass sie in der Eingewöhnungszeit da ist, wenn das Kind gebracht wird, und auch, solange es in der Kinderkrippe anwesend ist. Das bedeutet, dass diese Erzieherin sowohl für die Eltern als auch für das Kind in der ersten Zeit die Hauptansprechpartnerin ist.
Die Eltern sollten gemeinsam mit ihrem Kind in der Zeit der Eingewöhnung jede der folgenden Situationen mindestens einmal durchleben:
- Ankommen und Begrüßen
- Gemeinsame Mahlzeiten
- Gemeinsames Spiel
- Wickeln
- Ruhe- und Schlafsituation
- Verabschiedung und Heimgehen
3. Schritt: Jedes Kind gestaltet seine Eingewöhnung selbst
Die Bezugserzieherin sollte mit den Eltern die Ziele der Eingewöhnung täglich neu absprechen und sich dabei ganz eng an der Entwicklung und den Fortschritten des Kindes orientieren. Ist das Kind beispielsweise schon so sicher, dass es sich von der Mutter löst und allein spielt, kann die Mutter zunächst im selben Raum dem Spielen ihres Kindes beiwohnen. Lässt sich das Kind schon von der Bezugserzieherin
wickeln und trösten, so ist es möglich, dass die Mutter für kurze Zeit den Raum verlässt und von der Bezugserzieherin bei Bedarf wieder hereingerufen wird.Nach und nach kann die Zeit gesteigert werden, in der das Kind in der Krippe bleibt. Gleichzeitig wird auch die Abwesenheit des Elternteils schrittweise ausgeweitet.
Mit diesen 3 Schritten gestalten Sie die Eingewöhnung für Kind und Eltern positiv und schonend.
Praxistipps:
- Der Elternteil, der die Eingewöhnung des Kindes übernimmt, sollte, wenn es geht, während dieser Phase nicht wechseln. Dies erspart dem Kind, sich während dieser Zeit nochmals umstellen zu müssen.
- Eltern sollten sich nicht aus der Krippe „wegschleichen“. Jedes Kind hat ein Recht darauf, zu erfahren, dass die Mutter geht und später wieder zum Abholen kommt. Kinder, deren Eltern heimlich gehen, laufen oft lange Zeit durch die Räume und suchen nach ihnen.
- Eltern sollten während der Eingewöhnung eine beobachtende und unterstützende Rolle einnehmen. Sie können ihrem Kind Sicherheit geben, indem sie ruhig und gelassen bleiben. Ein Beispiel für eine gute Interaktion könnte sein, dem Kind aktiv zuzuhören und es zu ermutigen, die neuen Spielsachen auszuprobieren.
- Die Bezugserzieherin sollte besonders einfühlsam, geduldig und erfahren im Umgang mit Kleinkindern sein. Es ist hilfreich, wenn sie bereits Erfahrung in der Eingewöhnung neuer Kinder hat.
- Jedes Kind ist einzigartig und daher sollte die Eingewöhnung flexibel gestaltet werden. Manche Kinder brauchen mehr Zeit, andere weniger. Es ist wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse und Signale des Kindes einzugehen.
- Zusätzlich könnten Eltern und Erzieher kleine Rituale einführen, wie z.B. ein gemeinsames Lied beim Ankommen, um den Übergang zu erleichtern.