Konfliktgespräche mit Eltern führen: In 6 Schritten zur souveränen Lösung

Eine schwierige Frage! Nur eines ist klar: Gegeneinander geht es nicht – nur miteinander. Die beste Lösung ist immer die, wenn sich beide Seiten mit ihren gegensätzlichen Einstellungen respektieren, einander zuhören und versuchen, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Wie es Ihnen gelingt, ein solches Gespräch für Ihre Kollegin zu moderieren, lesen Sie an dem hier beispielhaft dargestellten Ablauf mit Erzieherin Vanessa.

Praxistipp:

Wenn Sie selbst die Betroffene in einem Konflikt sind, suchen Sie sich eine Person, die die Moderation des Gesprächs übernimmt, z. B. eine Kollegin der anderen Gruppe oder die Leiterin.

1. Schritt: Die gründliche Vorbereitung

Erzieherin Vanessa wurde von ihrer Kollegin gebeten, ein Konfliktgespräch zu moderieren. Vor dem Gespräch bittet sie die Eltern, sich ausreichend Zeit für das Gespräch zu nehmen, und plant ungefähr 45 Minuten für das Gespräch ein. Zudem bittet sie beide Seiten, sowohl die Eltern als auch ihre Kollegin, sich schriftlich auf das Gespräch vorzubereiten und das zu notieren, was diese unbedingt ansprechen und wirklich hinterfragen möchten. Gemeinsam treffen sich nun die Kollegin, die Eltern und Vanessa in einem ruhigen, ungestörten Raum.

2. Schritt: Leiten Sie das Gespräch ein

Bevor das eigentliche Gespräch beginnt, erklärt Vanessa ihre Aufgaben als Moderatorin und weist auf bestimmte Verhaltensregeln hin. In der Übersicht stehen die wichtigen Grundvoraussetzungen. Vanessa als Moderatorin unterstützt die Parteien in ihrem Bemühen, eine eigene Lösung für den Konflikt zu finden – mehr nicht! Daher stellt sie die Vorgeschichte dar und gibt dann das Wort an beide Seiten, die nacheinander den Konflikt aus ihrer Perspektive schildern.

3. Schritt: Ein aktueller Lagebericht

Anschließend tauschen sich die beiden Parteien aus:

  • Wie sieht der Ist-Stand aus?
  • Welche Probleme gibt es?
  • Welche Schwierigkeiten gibt es?

Danach überlegen sich beide Seiten den wünschenswerten Zustand:

  • Was wünschen sich beide Seiten?
  • Was brauchen sie dafür?

Vanessa notiert in Stichpunkten die Äußerungen und erinnert gegebenenfalls an die vereinbarten Gesprächsregeln.

4. Schritt: Herausarbeiten von Details

Nun fasst Vanessa die genannten Punkte zusammen, indem sie alle noch einmal aufzählt. Dabei achtet sie darauf, in welchen Punkten sich beide Konfliktparteien einig sind. Dies ist ein wichtiger Schritt, da er verbindend wirkt und wichtige Lösungsansätze anbietet.

Danach zählt sie auf, in welchen Punkten sich die Parteien uneins sind und was genau die strittigen Punkte sind.

5. Schritt: Der Blick nach vorn

Nachdem im bisherigen Verlauf des Gesprächs eine Rückschau vorgenommen wurde, ist es nun an der Zeit, nach vorn zu blicken und nach Lösungen zu suchen. Vanessa bittet beide Konfliktseiten, bei Bedarf Ideen zu benennen, und achtet darauf, dass diese zuerst völlig unkommentiert stehen bleiben. Sie notiert diese auf einem Flipchart oder einem großen Blatt Papier und ermuntert beide Seiten dazu, auch um die Ecke zu denken und nicht bei den ersten Ideen stehen zu bleiben.

Nun geht sie diese Notizen mit den Eltern und ihrer Kollegin durch: Welche sind teilweise durchführbar?

6. Schritt: Halten Sie das Ergebnis fest

Vanessa notiert alle Lösungsvorschläge, die von beiden Parteien akzeptiert werden können und praktikabel sind. Diese werden nun durchgesprochen: Wie können diese Lösungen im Alltag konkret aussehen? Wer macht was? Wer ist wozu verpflichtet? Woran kann festgestellt werden, dass die Lösung passt und nachhaltig ist?

Abschließend wiederholt Vanessa alle so vereinbarten Besprechungspunkte und händigt je eine Kopie aus.

Übersicht: Wichtige Grundvoraussetzungen für Konfliktgespräche

  • Beide Parteien erklären sich bereit, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
  • Beide Seiten einigen sich auf die ausschließliche Verwendung fairer Mittel. Persönliche Angriffe oder Drohungen sind tabu.
  • Die beiden Konfliktparteien verpflichten sich zur Offenheit: In beider Interesse sollten wichtige Informationen immer offen benannt werden.
  • Normale höfliche Umgangsformen, wie z. B. sich gegenseitig aussprechen zu lassen und aufmerksam zuzuhören, gelten auch beim Konfliktgespräch.
  • Das Gespräch wird von einer 3. Person moderiert. Diese wertet zu keiner Zeit des Gespräches Aussagen oder den Verlauf des Gesprächs.