Tür-und-Angel-Gespräche – darum sind sie so wichtig
Tür-und-Angel-Gespräche finden in jeder Kita statt, sie sind wichtige Bestandteile in der Elternarbeit. Erst neulich kam Frau Hrovac morgens in unsere Kita, ging direkt zu der Bezugserzieherin ihrer Tochter Emily und sprach diese in der Bringzeit an. Sie erzählte der Erzieherin ausführlich von einem aktuellen Vorfall mit dem Vater, der in der letzten Nacht von zu Hause ausgezogen war. Der Vater wohnte jetzt nicht mehr bei der Familie und ihre Tochter Emily wäre an diesem Tag deswegen sehr traurig, ja bedrückt.
Frau Hrovac hat die Situation recht ausführlich geschildert. Eigentlich hätten Sie und das Team während der Bringphase keine Zeit und Ruhe gehabt, sich die Details so genau anzuhören. Ihre Mitarbeiterin hat aber völlig richtig reagiert und der Mutter die Zeit gegeben, diese wichtige Information loszuwerden. Stattdessen hätte sie die Mutter auch stoppen und bitten können, dafür einen extra Gesprächstermin zu vereinbaren. Dann aber hätte niemand genau gewusst, warum Emily an dem Tag so bedrückt war und immer wieder weinte.
Tür-und-Angel-Gespräche haben eine Funktion
Tür-und-Angel-Gespräche sind – wie der Name schon sagt – wahre Türöffner. Die Eltern und Sie stehen unverfänglich an der Tür und kommen beiläufig oder absichtsvoll miteinander ins Gespräch. Solch ein Gespräch dient der Kontaktaufnahme, dem Small Talk, dem Kennenlernen und auch dem Zweck, Brücken zueinander zu bauen. Oft finden diese Gespräche nebenbei statt. Nutzen Sie die hier abgedruckte Übersicht, um Ihrem Team in einer Teamsitzung zu verdeutlichen, welche großen Möglichkeiten diese Gespräche allen Beteiligten bieten.
Tür-und-Angel-Gespräche als Brücke
Machen Sie bewusst, welche Funktionen diese Gespräche haben können. Nicht alle Eltern sind gleich von Beginn an sehr redselig oder fassen sofort blindes Vertrauen zu Ihnen und den Mitarbeitern. Gerade dann sind die Tür-und-Angel-Gespräche ideal, um langsam und ohne Zwang eine Beziehung zueinander aufzubauen.
Chancen und Grenzen von Tür-und-Angel-Gesprächen
Die folgende Übersicht listet die Chancen und Grenzen von Tür-und- Angel-Gesprächen auf. Sie finden darin praxiserprobte Vorschläge, welche Inhalte besonders gut bei solchen Gesprächen thematisiert werden können. Es ist immer wieder wichtig, sich das bewusst zu machen. Denn nur dann kann diese Form der Elterngespräche auch wirklich sinnvoll und gewinnbringend für alle eingesetzt werden.
Chancen und Grenzen von Tür-und-Angel-Gesprächen
Chancen:
- schneller Informationsaustausch
- kurze Absprachen
- niederschwelliger Austausch
- Kontaktaufnahme und -pflege
- schnelle Weitergabe von aktuellen Informationen zum Kind oder zum Tagesablauf des Kindes
- schnelles Abklären organisatorischer Belange
- Vereinbaren von ausführlicheren Gesprächsterminen
Weitergabe von wichtigen Informationen im Rahmen von Notfällen (z. B. akuter Vorfall zu Hause, dramatische Veränderungen der Lebenssituation oder der familiären Situation am Vortag oder am vorausgehenden Wochenende)
Grenzen:
- Nur wenig Zeit zur Verfügung
- unter Umständen unerwünschte Zuhörer in Form von Kindern oder anderen Eltern
- Keine Privatsphäre
- Nicht für Kritikinhalte geeignet
- Nicht für Diskussionsthemen geeignet
- In der Regel nur zwei Teilnehmer
- Kein intensiver Austausch möglich
- Nicht für Entwicklungsgespräche geeignet
- Nicht ideal für emotionsgeladene Gespräche mit Tränen, Wut, etc.
Tür-und-Angel-Gespräche für Notfälle
Aus der Übersicht wird auch klar: Ihre Mitarbeiterin hat das Tür-und-Angel-Gespräch in dem vorgestellten Notfall spontan goldrichtig genutzt. Da es sich um eine familiäre Ausnahmesituation handelte, war das sogar angebracht. Natürlich sollte zur Vertiefung ein weiteres Gespräch zu einem vereinbarten Termin folgen, für die Erstinformation war der Austausch zwischen Tür und Angel jedoch völlig ausreichend.
Praxistipp: Es ist sinnvoll, diese oder eine ähnliche Übersicht in Ihre schriftliche Konzeption aufzunehmen. Nicht allen Eltern ist bewusst, warum Sie oder Ihre Mitarbeiterinnen manchmal Gespräche zwischen Tür und Angel abblocken oder vertagen. Wenn die Eltern in Ihrer Konzeption nachlesen können, was die Chancen und Grenzen diese Gespräche sind, dann setzen sie sich damit auseinander. Sie reagieren seltener mit Unmut oder Unverständnis gegenüber Ihrem Verhalten.